25. März 2006

Igel – quo vadis?



Der IGEL 2006. Im zwölften Jahr seines Bestehens zieht der scheidende IGEL-Koordinator Sven-Christian Kindler eine Bilanz über das vergangene Jahr und zeigt Perspektiven für die weitere Entwicklung auf.

Mehr als nur eine Zeitung

Der IGEL ist neben dem Spunk die älteste Zeitung der GRÜNEN JUGEND. Fast identisch mit der GJN im Jahre 1994 gegründet, genießt er auch zwölf Jahre danach in GJ-Kreisen, landest -, wie bundesweit, und auch bei Altgrüns oder Interessierten einen herrvoragenden Ruf. Als besonders erfolgreich haben sich dabei der thematische Schwerpunkt, sowie die vielfältige Berichterstattung über verbandsinterne Aktionen aller Art erwiesen. Das Niveau der Artikel hat sich in den letzten Jahren auf hohem Niveau weiter gesteigert. Das liegt in erster Linie natürlich an den AutorInnen selbst, aber auch die strukturellen Veränderungen, wie eine Ausweitung der zweiseitigen Artikel, die Erhöhung der Seitenzahl für thematische Beiträge, oder auch die verstärkte Konzentration von Zwischenüberschriften in Texten zu verwenden, haben ihren Anteil dazu geleistet. Gerade im letzten IGEL 47 gab es unzählige spannende und informative Beiträge rund um das Thema Globalisierung. Trotzdem kommen die Ereignisse aus dem Verband nicht zu kurz. Über landes- wie bundesweite Aktionen der GRÜNEN JUGEND berichten die verschiedensten AkteurInnen im Internteil, seien es landesweite Aktionstage, Ortsgruppenveranstaltungen, der Wahlkampf oder Seminare. Auch die kritische Auseinandersetzung mit Bündnis 90/ Die Grünen ist und muss Aufgabe des IGELs bleiben und darauf sollte in Zukunft angesichts einiger bedenklicher Entwicklungen – aktuell z. B. die Debatte um den BND-Untersuchungsausschuss oder die Entscheidung der Bundestagsfraktion über das Atomendlagergesetz- noch mehr Aufmerksamkeit gelegt werden.
Erfreulich ist die seit der letzten Ausgabe bestehende Kooperation mit der GRÜNEN JUGEND Bremen, wodurch die BremerInnen erstens die Möglichkeit haben ihre Aktivitäten und inhaltliche Schwerpunkte in Niedersachsen bekannt zu machen und andererseits der IGEL auch durch die Verbreitung in Bremen einen größeren LeserInnenkreis anspricht. Im Anzeigenbereich besteht dauerhaft die Chance neben der ganzseitigen Anzeige der Landtagsfraktion auch die halbseitige Anzeige der grünen-nahen „Stiftung Leben und Umwelt“ zu sichern. Im letzten IGEL hat die Stiftung bereits zum zweiten Mal inseriert und es ist zu hoffen, dass die Zusammenarbeit weiter fortbesteht, um so die Kosten des IGELs zu senken, gleichzeitig sich journalistisch, aber durch die gleiche politische Zielrichtung der Anzeigen, nicht korrumpieren zu lassen.

Kritisch bleiben -auch sich selbst gegenüber

Trotzdem der guten Positionierung des IGELs muss ich bekennen, dass es einige defizitäre Zustände beim IGEL gibt, die schon länger bestehen und auch in der letzten Amtsperiode der Redaktion nicht oder nur teilweiese befriedigend gelöst wurden konnten. Ein altes und aktuelles Problem bleibt die Frauenquote im IGEL. Während bei der Ausgabe 45 zur inneren Sicherheit der Frauenanteil der Artikel noch bei knapp über 50 % lag, war bei dem darauf folgenden IGEL nur noch bei einem gutem Drittel und lag bei dem GlobalisierungsIGEL knapp unter der 40 %-Marke. Es ist nicht so, dass wir es nicht versucht hätten. Doch während wir uns beim letzten IGEL vor Anfragen von Männern kaum retten konnten – wobei deren Schreibwille ja durchaus positiv zu werten ist – , kamen von Frauen eher weniger eigenständige Artikelvorschläge und wir sprachen die Meisten deshalb persönlich an. Gerade die rege Beteiligung am KongressIGEL zeigte, dass die Frauen gewillt sind zu schreiben und journalistisch beeindruckende Fähigkeiten aufweisen. Dieses Potenzial gilt es über verschiedene Methoden und Vorgehensweisen zu nutzen, so dass der Frauenanteil im nächsten IGEL wieder bei mindestens 50 % liegt. Ebenso wie die Unterrepräsentierung von weiblichen Beiträgen, verhält es sich teilweise mit der Regionalen Schwerpunktsetzung und der Auswahl an unterschiedlichen AutorInnen. Für die Zukunft sollte es ein Ziel sein, mehr verschiedene Personen aus den unterschiedlichsten Regionen Niedersachsens zu finden und die Auswahl an neuen AutorInnen zu erhöhen.

Weiter stachelig bleiben

Als die Zeitung mit dem Namen des Lieblingstieres der GRÜNEN JUGEND, hat der IGEL auch in Zukunft die Verpflichtung den natürlichen Verhaltensweisen dieses friedlichen und trotzdem stacheligen Wesens treu zu bleiben. Friedlich in der Hinsicht, dass wir in unseren Texten tolerant gegenüber anderen Meinungen und Lebensentwürfen bleiben. Und stachlig werden die RedakteurInnen und AutorInnen, wenn es gilt Ungerechtigkeiten aller Art zu recherchieren, aufzudecken und anzuprangern. Und dafür haben wir neue Arten der Veröffentlichung entwickelt und bereits etabliert. Der IGEL hat seit mehr als einem Jahr, neben seinem Hauptmedium – der alle drei Monate erscheinenden Print-Ausgabe- seine Publikationsformen erweitert. Mit dem KongressIGEL, der nun in Oldenburg zum dritten Mal erscheint, erweitern wir mit der Schreibwerkstatt die basisdemokratischen Partizipationsmöglichkeiten, werben so für die Printausgabe neue AutorInnen, und erstellen gemeinsam eine lustige und kreative Kongress-Zeitung, mit der sich alle TeilnehmerInnen auch noch in ein paar Jahren an dieses Wochenende erinnern können. Weiterhin können wir beim IGEL die Möglichkeit nutzen Artikel oder Printausgaben online auf unsere neue, attraktive Webseite zu stellen, und so jedem/jeder Schreibwilligen jederzeit, ohne Vorgabe von Seitenzahlen oder anderen Beschränkungen die Chance geben Artikel oder Interviews für den OnlineIGEL zu schreiben und diese dann auf der Homepage zu veröffentlichen. Wie wir sehen, haben wir die besten Möglichkeiten über verschiedene Publikationsformen für den IGEL journalistisch aktiv zu werden. Ob es nun ein Interview mit GlobalisierungskritikerInnen oder TierrechtlerInnen ist, eine thematische Online-Artikelreihe, eine Satire über konsumverrückte Jungliberale oder hochlyrische Gedichte über den Sinn eines Blaubeerkaugummis. Beim IGEL haben wir als Mitglieder die Entscheidungsgewalt darüber, wie und was passiert. Wir müssen das große Potenzial des IGELs nur nutzen. Damit der IGEL auch in Zukunft stachelig und investigativ über die kleinen und großen Themen des Lebens berichten kann. Im Herbst wird dann gefeiert. Wir feiern uns selbst. Die 50. Ausgabe des IGEL steht vor der Tür. Und dann machen wir ein 50 Seiten- Megaheft!
Sven-Christian Kindler (21) war zwei Jahre lang für den IGEL aktiv, davon ein Jahr als Redakteur und eines als Koordinator. Er ist seit heute neuer Schatzmeister der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen.



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