Flyer der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen für eine menschengerechte Schule. Ein Text von Julia Amthor und Ole Hilbrich.
Egal, wen wir fragen: Zur Schule gehen wenige gern. Stress, Leistungsdruck und Konflikte machen kaputt, was eigentlich Spaß macht: Kreativ sein, forschen und diskutieren. Mit anderen Menschen Zeit verbringen und dabei etwas über sich und die Welt lernen. Schule in Niedersachsen muss sich deshalb ändern. Wissen, Können und Verstehen sollen uns selbstbewusst und unabhängig machen, gemeinsam das zu tun, was wir für richtig halten.
Lernen: Platz für Lust und Kreativität
Immer mehr Stoff in kürzerer Zeit – die Landesregierung hat das Tempo erhöht und ist sich der Folgen nicht bewusst. Das Abitur wird 2011 das erste Mal nach 12 Jahren abgelegt, die Entscheidung über den Besuch einer weiterführenden Schule fällt schon in der 4. Klasse. Immer mehr Wochenstunden und zusätzliche Hausaufgaben erhöhen den Druck auf die SchülerInnen zusätzlich. Klar, dass da wenig Platz für Lust und Kreativität bleibt. Stattdessen müssen SchülerInnen mit Frust, Lernblockaden und Notenangst weitere Hürden überwinden.
Die Alternative sieht anders aus: In kleinen Gruppen lernen SchülerInnen vor allem das, was in ihrem persönlichen Lernprozess als nächstes ansteht. Wochenpläne und kleine Lerngruppen machen möglich, dass LehrerInnen sich jeder SchülerIn einzeln widmen. Als Quittung gibt“s am Ende keine Note, sondern eine Rückmeldung über das Erreichte: Die ist Befriedigung und Ansporn zugleich.
Leben: Begegnungsschulen als Treffpunkte
Unsere Gesellschaft besteht nicht nur aus 4 Sorten Menschen: Sie ist bunt. Warum verhindert die Landesregierung mit der Einteilung von SchülerInnen in Haupt-, Real-, SonderschülerInnen und GymnasiastInnen also, dass Schulen dieser Vielfalt gerecht werden? Die Einteilung der SchülerInnen hängt entscheidend vom Geldbeutel und dem sozialem Status der Eltern ab. ArbeiterInnenkinder haben in Deutschland nach der internationalen IGLU-Studie 2006 bei gleicher Leistung eine vier bis fünfmal geringere Chance das Gymnasium zu besuchen als Kinder aus AkademikerInnenhaushalten.
Gute gemeinsame Schulen erlauben, dass unterschiedliche Menschen zusammen lernen und leben und trotzdem nicht zu kurz kommen. Mit ausreichender Förderung haben dort auch Kinder, deren Eltern nicht hier geboren sind oder deren Eltern arm sind, Chancen den Anschluss an ihre KlassenkameradInnen nicht zu verpassen.
Damit das voneinander Lernen auch so richtig klappt, sollen Schulen sich zum Lebensraum wandeln. Hier verbringen Kinder ihre Freizeit mit Spielen, Kunst, Musik und Sport und bekommen ein gesundes und ökologisches Mittagessen. Begegnungsschulen werden so zu Treffpunkten im Stadtteil.
Mitbestimmung: Wir entscheiden was uns angeht!
Wer soll entscheiden was an der Schule passiert?
Das Schulgesetz sagt Kulturministerium und Schulleitung. Durch das Zentralabitur werden nicht nur Lernziele vorgegeben, sondern ganz konkret Texte und Themen, die von den SchülerInnen bearbeitet werden müssen. Im Schulvorstand, der nach der Schulleitung in der Schule am meisten bestimmt, sitzen maximal vier SchülerInnen einer Übermacht von Eltern und LehrerInnen gegenüber. Echte Demokratie sieht anders aus!
Wir stellen uns vor, dass SchülerInnen genug Zeit haben sich in ihren Klassen und der SchülerInnenvertretung selbst zu organisieren und dass keine Entscheidungen gegen den Willen der SchülerInnen gefällt werden können. Denn nur wenn Schule unseren Vorstellungen entspricht, leben und lernen wir dort gerne!
Forderungen
Bildung für alle und jedeN
Schulen müssen der Vielfalt der Menschen gerecht werden. Ausgrenzung und Bildungshürden für Kinder aus armen Familien oder deren Eltern nicht in Deutschland geboren sind, wollen wir verhindern. Die Lernmittelfreiheit muss wieder eingeführt werden.
Gemeinsam zur Schule
Individueller Unterricht und Lernberatung ermöglichen, dass jedeR nach eigenen Interessen und Geschwindigkeit lernt und trotzdem keineR den Anschluss verliert.
Schulen als Begegnungstätten im Stadtteil
Schulen sollen Treffpunkte im Stadtteil und Ort von kostenloser Freizeitgestaltung, Kunst, Musik und Sport sein.
Alle gestalten mit!
Alle an einer Schule lebenden und lernenden Menschen gestalten diese mit. Wie? Durch basisdemokratische Abstimmungen, ein Schulparlament und vielseitige Beteiligungsformen.
Gute Bildung muss bezahlt werden
Wir fordern die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine Erhöhung der Erbschafts- und Einkommenssteuer, damit mehr Geld an die Schulen fließen kann.
Vorbild Finnland
Kinderarmut |
Impressum: GRÜNE JUGEND Niedersachsen, Odeonstraße 4, 30159 Hannover Tel.: 0511 / 126085 -77 Fax.: -70 Text: Julia Amthor und Ole Hilbrich V.i.S.d.P.: Sven-Christian Kindler Layout: Das Modul Druck: Pachnicke Druck Fotos via flickr.com: „Kinder“ von von MarkHaertl, von Old Shoe Woman; Lizenz: Creative Commons Attribution-Noncommercial 3.0 Unported; …….