24. Mai 2023

Resolution: Jung, Akademisch, Prekär – Solidarität mit der TVStud Kampagne



Fast 40% aller Studierenden und über 75% der Studis, die alleine oder in WGs
wohnen, sind armutsgefährdet. Das bedeutet: jeden Monat fragt sich ein Großteil
der Studierenden, wie sie trotz Nebenjob über die Runden kommen, wie sie die
kaputte Waschmaschine ersetzen sollen, und wie sie an Geld kommen um die
Gasrechnung zu bezahlen. Nudeln mit Pesto zum vierten Mal in der Woche sind kein
Lifestyle, sondern Armut.

Ein Job an der Hochschule, also beim Staat, sollte eigentlich dabei helfen,
diese prekären Zustände zu beenden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Studentisch
Beschäftigte hängen in Kettenbefristungen mit kurzen Vertragslaufzeiten, viele
arbeiten unbezahlt, wenn sie krank sind oder ohne Vertrag, machen Überstunden
und nehmen den Urlaub, der ihnen zusteht, nicht – und am Ende des Monats
verdienen sie in Niedersachsen im Schnitt 346,20€. Das reicht noch nicht mal für
ein WG-Zimmer. Fast 80% der studentisch Beschäftigten, die in der Studie “Jung,
akademisch, prekär” befragt wurden, sind arm. Statt gerecht bezahlt zu werden,
sollen sie dankbar für die Arbeitserfahrung, die sie sammeln dürfen, sein. Aber
Erfahrungen zahlen keine WG-Zimmer, sichern keine gesellschaftliche Teilhabe und
sind erst recht kein Argument gegen faire Löhne und Arbeiter*innenrechte!

Wissenschaftsbetrieb für Alle!

Ein Job als studentische Assistenz oder Tutor*in ist eine wichtige Tür in den
Wissenschaftsbetrieb. Doch diese Tür bleibt vielen verschlossen. Nur etwa ein
Drittel der Jobs werden über formelle Ausschreibungen besetzt. Der Großteil wird
etwa von Professor*innen angesprochen oder erfährt durch Mundpropaganda von der
offenen Stelle. Dabei haben Frauen, Genderqueers, migrantisierte Personen und
Kinder von Eltern mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen häufig das
Nachsehen. Darüber hinaus muss man es sich erst einmal leisten können,
studentisch beschäftigt zu sein, denn das bedeutet lange Wartezeiten auf den
Vertrag inklusive Bezahlung, nachdem die eigentliche Beschäftigung angefangen
hat, hohe Unsicherheit durch kurze Vertragslaufzeiten und ein Gehalt nur knapp
über dem Mindestlohn. Viele, die nicht über das Elternhaus finanziell
abgesichert sind, können sich das alles nicht leisten. Die Weigerung der Länder
als Arbeitgeber, studentische Beschäftigung in einen Tarifvertrag zu überführen,
trägt zur Ungerechtigkeit in Bildung und Wissenschaft maßgeblich bei.

Unsere Antwort lautet Arbeitskampf!

All das zeigt uns: Akademiker*innen sind Teil der arbeitenden Klasse. Gerade
halten die bundesweit mehr als 300.000 studentischen Beschäftigten den
unterfinanzierten Wissenschaftsbetrieb am Laufen. Dabei nutzt der Staat als
Arbeitgeber die Beschäftigten systematisch aus und unterwandert
Arbeitnehmer*innenrechte. Bei der Ausnahmeregelung für studentische Beschäftigte
handelt es sich um die größte Tariflücke in der öffentlichen Hand. Wir nehmen
Armut, prekäre Arbeitsbedingungen und unfaire Auswahlprozesse nicht länger hin.
Wir wissen aber auch: Wenn die Beschäftigten nicht mit am Tisch sitzen, werden ihre Interessen vergessen. Deswegen braucht es aktuell für einen wirksamen Arbeitskampf unbedingt demokratische Mitbestimmung in Form von studentischen Personalräten. Diese können die Interessen der Vereinzelnten gegenüber der Chefetage laufend vertreten.

Jetzt oder nie! 2023 erkämpfen wir den Tarifvertrag

Im Oktober 2023 startet die Tarifrunde der Länder. Hier muss endlich die
Tarifierung der studentischen Beschäftigungsverhältnisse erfolgen. Doch die
letzten 30 Jahre studentischen Arbeitskampfes zeigen uns: Der gerechte
Tarifvertrag und die demokratische Mitbestimmung werden uns nicht geschenkt.

Als GRÜNE JUGEND Niedersachsen solidarisieren wir uns als Gesamtverband mit den
Beschäftigten in ihrem Kampf um einen berechtigten und längst überfälligen
Tarifvertrag im Rahmen der bundesweiten Kampagne zum TVStud. Unsere Solidarität
wird praktisch: Wenn an den Hochschulen in Niedersachsen gestreikt wird, dann
stehen wir mit unseren Kreisverbänden und Ortsgruppen Seite an Seite mit den
Streikenden. Dazu werden wir uns systematisch mit den TVStud-Gruppen vor Ort
vernetzen und unsere Unterstützung anbieten. Egal ob, Teilnahme an Streik-Demos,
Bannermalaktionen, öffentliche Unterstützung und Pressearbeit, die
Bereitstellung unserer Ressourcen und Infrastruktur oder das Kaffee-Kochen am
Streiktag – die Beschäftigten können auf unsere Solidarität zählen!

Wir fordern die Landesregierung auf, in der Tarifrunde der Länder ernsthafte
Unterstützung für einen bundesweiten Tarifvertrag zu zeigen und ihr Versprechen
zur Einrichtung eines TVStud in Niedersachsen aus dem Koalitionsvertrag
einzuhalten. Die Landesregierungen haben als Arbeits- und Gesetzgeber eine
besondere Verantwortung. Dieser müssen sie jetzt nachkommen. Das bedeutet für uns auch, dass die Mindestvertragslaufzeiten bereits jetzt auf mindestens 24 Monate angehoben werden können – besser wäre sogar unbefristet.

Get organized to strike!

 



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