Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen appelliert an das Niedersächsische Umweltministerium als zuständige Atomaufsichtsbehörde und an das Bundesumweltministerium als entsprechend weisungsbefugte Behörde, die sofortige und unwiderrufliche Stilllegung des Atomkraftwerks Grohnde zu veranlassen.
Das Atomkraftwerk Grohnde ist mit aktuell 247 meldepflichtigen Ereignissen seit Betriebsbeginn eines der störanfälligsten in Deutschland. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren waren Anzahl und Ausmaß der aufgetretenen Defekte besorgniserregend groß. So erhöhten beispielsweise ein ausgefallener Generator, undichte Rohrverbindungen, eine beschädigte Nachkühlpumpe und Fremdkörper im Primärkreislauf das Risiko einer Atomkatastrophe unkalkulierbaren Ausmaßes.
Diese Ereignisse machen deutlich, dass hier massive Alterungsprobleme vorliegen in einer Anlage, die seit mehr als dreißig Jahren überwiegend im Volllastbetrieb arbeitet. Sie zeigen zugleich auch, dass der Betrieb an der oberen Leistungsgrenze immer mit unentdeckten Schäden verbunden sein kann, denn manche Defekte werden erst im Rahmen von Überprüfungen festgestellt. Der genaue Zeitpunkt ihres Entstehens ist dann oft nicht mehr nachweisbar. Dies zeigte sich bei einem 2016 aufgetretenen Störfall, dem ein sieben Jahre lang nicht behobener Wartungsfehler zugrunde lag. Ferner kann der Reaktor in Grohnde einem Anschlag durch Absturz eines modernen Großflugzeugs oder durch Beschuss nicht standhalten. Desweiteren kam es im September zu einem tödlichen Unfall, bei dem ein Mitarbeiter durch einen Kondensationsschlag qualvoll ums Leben kam, auch dies ein meldepflichtiges Ereignis.
Bis zu 50 Prozent des gesamten nuklearen Inventars könnten bei einem schweren Kernschmelzunfall innerhalb von zwei bis drei Stunden freigesetzt werden. Dies könnte nicht nur zur Folge haben, dass eine Evakuierung der Bevölkerung in der so genannten Mittelzone (20-km-Radius um die Anlage), die innerhalb von 24 Stunden nach Alarmierung abgeschlossen sein soll, nicht mehr erfolgreich umsetzbar wäre. Auch in viel größerer Entfernung könnten die zu erwartenden extremen Strahlenbelastungen ein rechtzeitiges Verlassen des betroffenen
Gebietes unmöglich machen.
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen teilt daher die berechtigten Sorgen vieler Bürger*innen nicht nur in der Region um Grohnde vor einer atomaren Katastrophe und deren unkalkulierbaren Folgen. Ballungsgebiete und Siedlungen befinden sich teilweise nur wenige Kilometer vom Reaktor in Grohnde entfernt, dessen Betrieb nach Atomgesetz noch bis zum 31.12.2021 geplant ist.
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen schließt sich hiermit auch dem lokalen Bündnis Grohnde-Kampagne und den vielen Kommunen in Niedersachsen und Nordrhein-Westphalen an, die eine fast wortgleiche Resolution schon verabschiedet haben. Wir ermutigen alle Akteure, Stellung zu beziehen und sich unserer Forderung nach einer sofortigen Stilllegung anzuschließen. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen ist
bereit, für einen echten und sofortigen Atomausstieg auch auf die Straße zu gehen.