IGELPOST am 14.03.2022

Diese Woche:

Machtwechsel in Südkorea | Frauen und Jugendliche auf der Flucht | Jeder Tag ist 8. März!

Machtwechsel in Südkorea – Welchen Kurs schlägt der neue Präsident ein? 🇰🇷

In Südkorea waren Präsidentschaftswahlen. Es trat der bisherige Präsident Lee Jae Myung, welcher der eher linken Regierungspartei angehört, gegen den konservativen Oppositionspolitiker Yoon Suk Yeol an. Die Wahl ging zugunsten des Oppositionellen aus, welcher mit einem knappen Vorsprung die Wahl für sich entscheiden konnte. Der Vorsprung betrug nicht einmal einen Prozentpunkt und zeigt, wie gespalten die Bürger*innen in ihrer politischen Überzeugung sind. Diese sozialen Disparitäten zu minimieren, innerhalb der Bevölkerung, wird eine zentrale Aufgabe des nächsten Präsidenten sein und auch sein müssen. 📊

Doch was haben die Wahl des Präsident*innenpostens für eine Bedeutung? Kurz gesagt: Eine ziemlich große, denn fast alle politischen Umsetzungen gehen von diesem Amt aus. 🏛

Die Besonderheit bei dieser Wahl ist, dass beide Kandidierenden verhältnismäßig unbeliebt sind. Die Gegner*innen von Lee werfen dem Politiker Korruption vor, während die andere Seite der politischen Landschaft Yoon Inkompetenz unterstellt, weshalb der frisch gewählte Präsident viele Zweifelnde überzeugen muss. 😲

Der Präsident lässt sich als wirtschaftskonservativ einstufen. Er setzt auf die Innovation von Markt und Unternehmen, ist Fan der Atomenergie und möchte das Ministerium für Geschlechtergleichstellung und Familie abschaffen. Er ist somit das Gegenteil von linker und progressiver Politik, womit eine Legislatur des Rückschrittes zu erwarten ist, in der die soziale Ungleichheit zunehmen und die Bevölkerung stärker gespalten wird. 😢

 

Zum Weiterlesen…

📰 Konservativer gewinnt Wahl in Südkorea

📰 Herausforderungen und Ansichten des neuen Präsidenten

 

 

Frauen und Jugendliche auf der Flucht – Geflüchtete als Ziel für Menschenhandel ♀️👦👧

Aus der Ukraine Geflüchtete suchen überwiegend in EU-Ländern Schutz vor Tod, Zerstörung und den putinistischen Truppen. Hauptsächlich an der polnischen Grenze zur Ukraine und an deutschen Bahnhöfen jedoch lauert die nächste Gefahr auf Frauen und Jugendliche aller Geschlechter. 🆘️

MenschenhändlerInnen, ZuhälterInnen und SexualstraftäterInnen fangen diese strategisch ab, indem sie ihnen zumeist einen Schlafplatz für die Nacht anbieten. Dass die Angebote von diesen Menschen häufig angenommen werden, liegt daran, dass seriös gemeinte Angebote von Privatpersonen kaum von Angeboten, die in Menschenhandel, Zwangsprostitution und Missbrauch enden können, unterschieden werden können. Teilweise werden auch vertrauenserweckendere bereits Zwangsprostituierte geschickt, um die Frauen und Jugendlichen abzufangen.

Dass MenschenhändlerInnen, ZuhälterInnen und SexualstraftäterInnen die Notlage der aus der Ukraine Geflüchteten ausnutzen, hat sich bereits 2014 nach der Annexion der Krim gezeigt. In der Zeit war dasselbe Schema zu beobachten. 👀

Es lässt sich festhalten, dass sich die durch den Angriffskrieg entstandene humanitäre Krise immer weiter ausbreitet und endlich gestoppt werden muss. Demokratische Staaten müssen endlich aufhören, Putins Angriffskrieg durch russische Importe wie Erdöl und -gas zu finanzieren und sich energiepolitisch unabhängig von Russland machen, denn Energiepolitik ist Sicherheitspolitik! 🇷🇺❌

 

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📰 ZuhälterInnen an der Grenze – Emma

🎧 Kein russisches Gas mehr – Spotify

 

 

Jeder Tag ist 8. März! – Nachbetrachtung zum Frauenkampftag ♀️✊🏻✊🏽✊🏿

Sechs Tage ist der 8. März her. Und die feministische Kampfhaltung ist wieder im Schrank abgelegt, bis sie in einem Jahr herausgekramt wird. Während viele Ein-Tages-Feminist*innen wissen, was hier in Deutschland abging, geht die internationale Perspektive des Tages verloren. Was war also global los am Frauenkampftag.🌎❓

Beginnen wir in unserer Nähe.In Spanien, wo 2018 Millionen Frauen auf den Straßen waren feiert man heute, die klare feministische Haltung der linksorientierten Regierung. In Paris demonstrierten viele Frauen in Solidarität mit allen Frauen weltweit, gegen Krieg und für Selbstbestimmung – Frauen in der Ukraine und Feministinnen in Russland galt ein besonderer Teil der Solidarität. 🤝🌍

Schauen wir einmal weiter: In Nordkurdistan feierten und protestierten Frauen in verschiedenen Städten, wie Amed oder Dersim, trotz der Gefahr der Repression für den Frauenkampf und vor allem gegen patriarchale Gewalt, die in Femiziden ihren traurigen Höhepunkt erlebt. Das Motto überall: “Jin, Jiyan, Azadî!” (“Frauen, Leben, Freiheit”). Die kurdische Frauenguerilla “Yekîtîya Jinên Azad” (“Einheit der freien Frauen”, kurz YJA Star, erklärte zum “Welttag der arbeitenden Frauen” den feministischen zum glasklaren antifaschistischen Kampf. Während sich unzählige Kurd*innen die Straße nahmen, planten Frauenrechtaktivistinnen in Afghanistan anonymen Protest und leben in Angst vor den Taliban – immer wieder ermorden sie Frauen, die kämpfen. Auch in Algerien fanden, obwohl eine lange Protesttradition von Frauen herrscht, keine 8. März-Proteste statt. Die Regierung verbot es. Um dennoch aktiv und widerständig zu sein erklärten Aktivist*innen einfach den März zum “Monat der Gleichstellung”.

Und auch in Lateinamerika nutzten Feminist*innen den 8. März für Aktionen, wie in Chile. Unter dem Motto “Tschüss Piñera, du Verbrecher” ließen sie ihrer Wut über die alte Regierung Platz. Viele von ihnen haben Hoffnungen, dass die neue Regierung unter Gabriel Boric, der 14 von 24 Miinister*innenposten mit Ministerinnen besetzte und die Frauenministerin Antonia Orellana bestimmte.

Wir sehen: Der Kampf um die Befreiung vom Patriarchat ist international und verdammt vielfältig. Lasst uns voneinander lernen, miteinander vernetzen und gemeinsam eine Welt ohne Patriarchat aufbauen. Und zwar nicht nur am Frauenkampftag, sondern jeden Tag!♀️🌎❗️

 

Zum Weiterlesen…

📓 Zum Frauenwiderstand in Nordsyrien – Women defend Rojava

📰 Geschichten afghanischer Frauen – ProAsyl

💬 Interview mit Ni Una Menos-Aktivistin – Interventionistische Linke