IGELPOST am 14.02.2022

Diese Woche:

EU verweigert Geldzahlung an Polen | Das Märchen vom einfachen nachhaltigen Investieren | Onlyfans und Emanzipation

EU verweigert Geldzahlung an Polen 🇵🇱 🇪🇺

Die Europäische Union sanktioniert Polen, indem sie Hilfsgelder in einer Höhe von 15 Millionen Euro nicht an Polen auszahlt. So eine Art von Sanktionen innerhalb der EU hat es noch nicht gegeben. Für ein Verständnis dieser Maßnahme, braucht es das Wissen über den Kontext der Situation. 💰❌⬇️

Tschechien verklagte Polen, aufgrund des Braunkohletagebaus „Turow“, welcher im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Polen liegt, beim Europäischen Gerichtshof. Grund für die Klage war, dass die Betreiberfirma keine ordnungsgemäße Umweltverträglichkeitsprüfung durchführte, trotz großer Bedenken von Umweltschützer*innen. Sie befürchten einen dramatischen Abfall des Grundwasserspiegels und eine erhöhte Lärmbelästigung. 🔊

Vor dem EuGH bekam Tschechien Recht. Polen soll als Strafe einen Monat lang jeden Tag eine halbe Million Euro Strafe an die EU zahlen. Dieser Aufforderung kam Polen bis heute nicht nach, weshalb die EU-Kommission nun beschloss, Subventionen in Höhe von 15 Millionen zurückzuhalten, was den eigentlich angedachten Strafzahlungen entspricht. 💸

Polen kündigt nun Gegenmaßnahmen an und verweist auf ein Abkommen mit Tschechien, welches eine Zahlung von 45 Millionen an Prag enthält. Tschechien hat daraufhin, trotz aller Bedenken von Umweltschützer*innen, die Klage gegen Polen zurückgezogen. Dies zeigt sehr gut, wo die Prioritäten  der beiden Regierungen gesetzt sind. 😡 Dennoch, die EU bleibt konsequent bei ihrer Linie und droht sogar mit weiteren Sanktionen, falls der Tagebau nicht geschlossen wird.

Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Auf lange Sicht sitzt jedoch die EU-Kommission am längeren Hebel, was schon in der Vergangenheit deutlich wurde. 🇪🇺🕹

 

Zum Weiterlesen…

📰Eu behält erstmals Geld für Polen ein

📰Tschechien zieht Klage gegen Polen zurückl

 

 

Das Märchen vom einfachen nachhaltigen Investieren 💸

Inzwischen werben viele Unternehmen mit klimaneutralen Produkten oder nachhaltigen Aktionen und auch ethisch-ökologische ETFs sollen es privaten Geldanleger*innen einfach machen, mit dem eigenen Geld unkompliziert Projekte zu unterstützen, die gut für das Klima sind. Hierbei wird jedoch häufig massives Greenwashing betrieben. 🌱

Nachhaltig wirkende Geldanlagen werden meistens durch Namen wie „grün“ oder „nachhaltig“, gekennzeichnet. Diese Begriffe sind rechtlich jedoch nicht geschützt und es existieren keine Mindeststandards, um eine Anlage so zu bezeichnen. So kommt es dazu, dass Anlagen bereits als „nachhaltig“ gekennzeichnet werden, wenn minimale (selbst)bestimmte Exklusionskriterien gelten, sodass solche Fonds beispielsweise keine Aktien aus der Tabakbranche enthalten.

Der Grad der Nachhaltigkeit wird außerdem von ESC-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) beurteilt. Das Problem dabei: Zur Zeit gibt es keine einheitlichen Regeln für diese Kriterien, sodass ermöglicht wurde, dass ausbeutende Unternehmen wie Nestlé in ausgewählten ETFs als nachhaltig gelten. 😡 Dies könnte dadurch verstärkt werden, dass es noch keine Standardisierung der CSR-Berichte, in denen Unternehmen verpflichtend interne ökologische und soziale Aspekte transparent dokumentieren sollen, gibt.

Darüber hinaus ist die EU-Taxonomie kritisch zu sehen. Statt ihrem eigentlichen Zweck zu dienen, nämlich Geldflüsse gezielt in nachhaltige Anlagen zu leiten, stuft es nun Atomkraft und Erdgas als Übergangsenergieträger ein.

Wir brauchen jetzt eine ökologische Finanzwende. Die Bundesregierung und EU-Kommission müssen einheitliche Nachhaltigkeitskriterien festlegen, mit denen Greenwashing bekämpft wird und die sich am 1,5°-Ziel orientieren. 💥

 

Zum Weiterlesen…

📰Verantwortung der Bundesregierung für die ökologische Finanzwende

 

 

Onlyfans und Emanzipation 💻🔥🤥

Im letzten Jahr verbot die Plattform Onlyfans kurzfristig pornographische Inhalte. Kurze Zeit später war etwaiger Content zugänglich. Ebenso bis heute aktuell: der Gedanke der selbstbestimmten ‘Models’. Was ist an dieser Erzählung dran?

Bis heute gibt es Feminist*innen, die in Prostitution, Pornoindustrie und Online-Erotik Momente weiblicher und/oder queerer Selbstbestimmung erkennen. Oder anders gesagt: Emanzipation. Diese lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: Feminist*innen mit queerfeministischem Anspruch und pro-kapitalistische Postfeminist*innen. Demgegenüber stehen prostitutionskritische Feminist*innen, die Prostitution nicht als Arbeit wie jede andere, sondern als gewaltförmige Ausprägung patriarchaler Verhältnisse verstehen. Dazu gehört für sie auch das Geschäft von Onlyfans.🗣🥊

Dass Onlyfans so viel Erfolg hat, liegt an Dreierlei: erstens an der prüden Art von Instagram etc., die bis heute Content mit weiblichen Brustwarzen verbieten und somit zur Tabuisierung von Körpern beitragen; zweitens an der Möglichkeit der Live-Erfahrung und des Charakters als soziales Netzwerk, wodurch das private mit dem Arbeitsleben in eins fällt; drittens an der Corona-Situation, die Kund*innen und Creator*innen durchs Internet die Möglichkeit bot, Geld zu verdienen und die ’Dienstleistungen’ zu bekommen, die man will. Viel versteckt sich hinter Paywalls. Das ist natürlich notwendig, sonst würden die Creator*innen nichts verdienen.💰🤑💻

Dass genau in dieser Dienstleistung als Dienstleistung, im Verkauf also, bereits ein Grundproblem, dass auch der real-physischen Prositution zugrunde liegt, steckt, fällt Pro-Onlyfans-Feminist*innen nicht auf. Und zwar: Der Körper der Creator*innen wird zur Ware und damit vom Individuum entfremdet. Ebenso wird von ihnen die stark am Mann, also patriarchale, Ausrichtung verleugnet. Es folgt dem Credo der Prostitution: Der Mann hat ein Anrecht auf Sex bzw. sexuelle Dienstleistungen, wann immer er will. Und zu guter Letzt: Auch Online erleben Creator*innen sowie Prostituierte traumatische Erlebnisse – natürlich in einer anderen Qualität.❌😓

Wichtig ist aber auch, wie prostitutionskritische Feminist*innen immer meinen, zu erwähnen, dass nicht die Creator*innen oder Prostituierten, sondern das System schuld ist. Das heißt: für die Rechte von Prostituierten & Sex-Creator*innen einzustehen und gleichzeitig gegen Prostitution und Sexindustrie zu kämpfen. Klar ist: Onlyfans, Sexindustrie und Prositution sind keine Emanzipation, sondern vielmehr Ausdruck von Kapitalismus und Patriarchat und somit von Linken und einem linken Verband wie der GJ zu kritisieren. Und zwar im Sinne wirklicher Emanzipation.💪✊👩

 

Zum Weiterlesen…

📰 Neues Modell, altes Stigma – Neues Deutschland

📰 Spätmoderne Freizügigkeit – Jungle World

📓 Sexindustrie und Prostitution – trend Onlinezeitung