24. Januar 2022

IGELPOST am 24.01.2022



Diese Woche:

Umweltrassismus in Deutschland | Spaniens Kampf gegen Femizide | Leiser Machtwechsel in Kasachstan

Umweltrassismus in Deutschland 🌍😧

Großbritannien, 2021: eine Studie ergibt, dass Schwarze Menschen ein fast doppelt so hohes Risiko haben, an Covid-19 zu sterben, als weiße Menschen. Grund dafür sind beispielsweise gesundheitliche Vorerkrankungen, die teilweise in Zusammenhang mit erhöhter Belastung durch Umweltverschmutzung stehen.

Umweltrassismus bezeichnet die unfaire Verteilung von Umweltgütern, aber auch Risiken wie Waldbrände, aufgrund rassistischer Diskriminierung. Eine Studie von Imeh Ituen und Lisa Tatu Hey zeigt jetzt, dass die Klimakrise diese Entwicklung nicht nur verstärkt, sondern dieses Problem in Deutschland auch kaum erforscht ist! So werden in europäischen Studien zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Menschen vor allem Einkommensunterschiede betrachtet, nicht aber wichtige Faktoren wie Rassismuserfahrungen. Diese führen unter anderem zu einer massiven Wohnungs – und Arbeitsmarktisolation der betroffenen Menschen. 😟

Dabei gibt es genügend Ereignisse, die beweisen, wie wichtig diese Problematik ist: in Berlin ist die Wärmebelastung in dichten Innenstadtgebieten wie Wedding/Gesundbrunnen sehr hoch – genau dort, wo mehrheitlich Menschen mit Migrationserfahrung leben. Schon lange ist klar: die Klimakrise verstärkt soziale Ungleichheit. Ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen sind besonders betroffen von den Folgen. Unterschiede in der Lebenserwartung von z.B. schwarzen und weißen Menschen sind nur ein Beispiel der erschreckenden Konsequenzen des Umweltrassismus. 🤕

Deswegen bleibt die Forderung: KlimaGERECHTIGKEIT! 📣

Denn die Ausblendung sozialer Fragen im Zusammenhang mit der Klimakrise führt dazu, dass der Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel ein Kampf reicher Industrienationen bleibt. ❗

 

Zum Weiterlesen…

📊Umweltrassismus in Deutschland – Heinrich Böll Stiftung

🎧 Zusammenhang von Klima & Diskriminierung – CSS Courage

📰 Zusammenfassung der Situation – taz

 

 

Spaniens Kampf gegen Femizide 🇪🇸👩🏽⚰️

Während in Deutschland immer noch von „Beziehungsdramen“ und „Familientragödien“ die Rede ist, ist Spanien bei der Bekämpfung von Femiziden schon weiter. Als erstes EU-Land trackt es jetzt alle Morde an Frauen, in ihrem sozialen Umfeld und außerhalb davon, und auch Gewalttaten an Kindern, die als Racheakte von (Ex)- Partnern gelten, und Morde im Umfeld von Sexarbeit und Ausbeutung.📉📊

Spanien hat auch viele andere Maßnahmen erlassen. Unter anderem gibt es seit 2004 ein eigenes Gesetz, dass Frauen vor häuslicher Gewalt schützen soll. Außerdem arbeitet seit Spaniens Polizei mit dem Programm „VioGén“. Dieses arbeitet mit einem Algorithmus, der aus Fragen Maßnahmen in die Wege zu leitet, die Frauen bestmöglich schützen sollen. Natürlich macht das Programm auch Fehler, es wurden aber auch viele Übergriffe verhindert.🔎🖥

Auch die Wahrnehmung in Spanien ist anders. Femizide gelten dort erstens als „Macho-Taten“, die zum Ziel haben, Macht und Kontrolle über Frauen auszuüben und zweitens werden sie von den Medien bei der Berichterstattung so behandelt.

Natürlich hat Spanien noch viel zu tun, aber die bestehenden Maßnahmen sind schon wichtig und effektiv und helfen vielen Frauen und die Zahlen sind niedriger als in Deutschland und anderen Ländern. Man kann nur hoffen, dass sich die Ampel das zum Vorbild nimmt und vergleichbare Gesetze und Ideen einbringt, die Frauen ein Stück mehr Sicherheit geben.

 

Zum Weiterlesen…

💬 Spanien als Vorbild – SPIEGEL

📰 AlgoRail in Spanien: Mit algorithmischen Prognosen gegen Gewalt

 

 

Leiser Machtwechsel in Kasachstan 🇰🇿

In Kasachstans Hauptstadt Almaty gab es die vergangenen Wochen gewaltsame Aufruhen, bei denen mehr als 160 Menschen getötet wurden und 5100 sich mittlerweile in Gefangenschaft befinden. Auslöser der Unruhen waren die steigenden Gas- und Benzinpreise. Das sorgte für enorme Aufruhen und gewaltsame Proteste. Dennoch ist dieses Ereignis nur der Katalysator für tiefsitzende Probleme,  der viele Kasachen antreibt. 📢

Kasachstan ist durch seine Ölvorkommen eigentlich ein reiches Land, dennoch kommt nur wenig von dem Gewinn auch bei der einfachen Bevölkerung an. Als Reaktion auf die steigenden Preise stürmten Menschen offizielle Regierungsgebäude und wurden von den landeseigenen Militärs gewaltsam zurückgedrängt. Augenzeugen berichten von kriegsähnlichen Zuständen, bei denen Angehörige des Militärs sowie Polizeiapparates wahllos in den Nebel geschossen hätten. Kasachstans aktueller Präsident Kassym-Schomart Tokajew geht gewaltsam gegen die Ausschreitungen vor und hat die Polizei angewiesen, bei weiteren Unruhen ohne Vorwarnung auf Protestierende zu schießen. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass Tokajew die Situation dazu nutzt, seine Macht im Land auszuweiten. Mehrere hochrangige Gefolgsleute des vorherigen Präsidenten, Asqar Mamin wurden gleich zu Anfang der Proteste entlassen.

Wie es jetzt mit Kasachstan weitergeht, ist noch unklar. Vermutet wird, dass ähnlich wie in Belarus eine strenge Regierung unter der Führung von Tokajew weiterbestehen wird. Auch andere internationale Mächte wie Russland oder China haben schon Interesse an dem Konflikt gezeigt.

Die Situation ähnelt sehr der Lage in Belarus, auch hier gehen führende Institutionen des Landes gewaltsam gegen kleine Leute und Protestierende vor. Hier ist wieder deutlich zu erkennen, was die Mischung aus sozialer Ungleichheit, gepaart mit korrupten Regierungen für katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen. Deswegen sollte es auch weiterhin das Ziel der Grünen Jugend sein, gegen soziale Ungerechtigkeit und Korruption einzustehen und auf die Straße zu gehen, um zumindest ansatzweise den Leuten beizustehen, die gerade in diesem Moment extreme Ungerechtigkeiten und Gewalt erleben müssen. ✊🏽

 

Zum Weiterlesen…

📰 Kasachstan nach Protesten – tagesschau

📰 Wer profitiert im Kasachstan – zdf heute

📰 EU ruft zu Ende der Gewalt in Kasachstan auf – ZEIT Online

 



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