Diese Woche:
China boykottiert Unternehmen nach EU-Sanktionen//Weltweit größtes Geflüchtetenlager brennt//Hanau: Beschwerde gegen Polizeibehörde
China boykottiert Unternehmen nach EU-Sanktionen 🇨🇳✖️👕
Vergangenes Jahr kündigte H&M an, seine Baumwolle nicht mehr in der Region Xinjiang zu produzieren. Damit reagierte das Unternehmen, wie auch beispielsweise Nike, Puma und Adidas, auf die massiven Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren, die dort in Internierungslagern Zwangsarbeit verrichten müssen.
Diese Woche riefen nun chinesische Medien, die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei sowie Prominente zum Boykott des schwedischen Unternehmens auf. Sie leugnen den Vorwurf der Zwangsarbeit. Im Rahmen des Boykotts wurden sämtliche Produkte verschiedener Hersteller aus den Onlineshops und die Standorte der Filialen aus Onlinekarten entfernt.👕
Das Timing des Boykotts ist dabei nicht zufällig: Anfang letzter Woche hatte die EU Sanktionen gegen vier chinesische Politiker verhängt. Eine ähnliche Antwort auf Menschenrechtsverletzungen in China hat es aus der EU seit über 30 Jahren nicht gegeben. China scheint den steigenden internationalen Druck bezüglich der Internierungslager zu spüren und reagierte mit asymmetrisch starken Sanktionen gegenüber EU-Politiker*innen und -Organisationen.
Wirtschaftlich bedeutet dies für die Unternehmen unweigerlich Einschränkungen. Ein Fünftel der weltweiten Baumwollproduktion findet in Xinjiang statt. China nutzt seine ökonomische Macht in diesem und in anderen Fällen aus, um Kritik an seinen menschenfeindlichen Praktiken abzuwehren.💰
Zum Weiterlesen…
📰 Staatliche Boykott-Aktion – Sueddeutsche
📰 Internierungslager in China – ZDF
📰 Chinas asymmetrische Antwort – taz
Weltweit größtes Geflüchtetenlager brennt 🇧🇩🔥⛺
In Bangladesch kam es am Montag, den 22.03 zu einem Brand bisher ungeklärter Ursache in dem Geflüchtetenlager Kutupalong nahe der Region Cox’s Bazar. 🔥
In 3 der 34 zusammenhängenden Lagern wurden um die 10.000 Unterkünfte zerstört, über 45.000 Menschen ließ das Feuer obdachlos zurück, mindestens 15 Menschen starben, es gab über 560 Verletzte und 400 Vermisste. Auch Teile der Infrastruktur, wie bspw. Krankenhäuser sind zerstört worden. ⛑️
Das Camp erstreckt sich über eine Fläche von 3.000 ha mit über 850.000 Menschen und ist somit das größte Geflüchtetencamp weltweit. Aufgrund der engen Bauweise und der verwendeten Materialien konnte sich das Feuer schnell ausbreiten und wurde erst am Dienstag endgültig gelöscht. 🧯
In dem Lager wohnen Angehörige der muslimischen Rohingya, 2017 waren über 1 Mio. von ihnen nach Übergriffen des myanmarischen Militärs nach Bangladesch geflohen. Die UN wirft Myanmar einen Völkermord vor, außerdem haben die Angehörigen der Rohingya in Myanmar ihre Staatszugehörigkeit verloren und gelten dort als „Illegale“. Die zunächst mit offenen Armen empfangenen Menschen wurden jedoch schnell zu einer Überforderung für Bangladesch. Das selbst von Armut betroffenen Land kann den Geflüchteten keine Arbeit oder Bildung und somit keine langfristige Perspektive bieten. Mittlerweile hat die Regierung angefangen, Menschen aus dem Lager auf eine unbewohnte Insel zu überführen. Diese wird jedoch regelmäßig durch Hochwasser geflutet und wird von Menschenrechtsorganisationen als nicht sicher bewertet, 7.000 Menschen wurden bereits umgesiedelt. 🌊
Aufgrund der Lage und der Einreisekontrollen durch die Regierung sind auch keine unabhängigen Beobachtungen der Situation vor Ort möglich.
Zum Weiterlesen…
📰Bangladesh siedelt Rohingya um
📰Vertreibung der Rohingya – taz.de
Hanau: Beschwerde gegen Polizeibehörde 👮♀️❓📝
Am 19. Februar jährte sich der rechtsextremistische Anschlag von Hanau zum ersten Mal. Neun Menschen wurden bei dem Attentat in einer Shisha-Bar von einem rassistisch motivierten Täter umgebracht. Nach der Tag gründeten Überlebende und Hinterbliebene des Anschlags die Initiative “19. Februar Hanau”, welche sich seitdem für eine konsequente Aufklärung und gegen das Vergessen einsetzt.
In einem Schreiben an das hessische Innenministerium erhebt die Initiative nun schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Auch über ein Jahr nach der Tat bestehen noch viele Unklarheiten. Angehörige der Opfer müssen sich immer noch die erdrückende Frage stellen, ob die Tat durch korrektes Verhalten der Sicherheitsbehörden hätte verhindert werden können. Konkret wird der Polizei vorgeworfen, nicht für eine ausreichende Besetzung der Notrufanlage gesorgt zu haben sowie vom verschlossenen Notausgang der Bar gewusst zu haben. Außerdem wird eine Verletzung der Totenfürsorge beklagt.
Die Anwälte sprechen von “gravierenden Versäumnissen und Fehlleistungen von Behörden, für die das Land Hessen verantwortlich ist”.
Alleine die Tatsache, dass dieser Schritt der Initiative notwendig ist, stellt eine erschütternde Realität dar. Die Aufarbeitung eines rechtsextremistischen Anschlags sollte nicht Aufgabe der Opfer sein, sondern hätte durch die hessischen Behörden bzw. einer externen Untersuchungskommission konsequent und schon viel früher passieren müssen.
Anstatt die Schuld von sich zu weisen, müssen Fehler eingestanden werden. Denn nur dann kann daraus gelernt und Strukturen können verändert werden, damit sich Hanau nicht wiederholt.
Zum Weiterlesen…
📝 Pressemitteilung – Initiative 19. Februar
📽 Doku: Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen – ARD