Pressemitteilung, Freitag, 5. Februar 2021
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen unterstützt den Vorstoß von Landesschülerrat und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), alle Abschlussprüfungen an allgemeinbildenden Schulen in diesem Schuljahr abzusagen.
Dazu kommentiert Svenja Appuhn, Sprecherin der Grünen Jugend Niedersachsen: „Es ist vollkommen richtig, die Abschlussprüfungen an allgemeinbildenden Schulen in diesem Schuljahr abzusagen und das Schuljahr stattdessen für alle Schüler*innen in Abschlussklassen zu verlängern. Ein Großteil der prüfungsrelevanten Lehre hat unter teils katastrophalen Bedingungen im Homeschooling stattgefunden. Jetzt Abschlussprüfungen schreiben zu lassen würde zu riesigen Ungerechtigkeiten führen! Einerseits zwischen Schüler*innen verschiedener Schulen, die die digitale Lehre unterschiedlich gut gemeistert haben und unterschiedlich viel Präsenzunterricht hatten. Vor allem würden Prüfungen jetzt aber zu enormen Ungerechtigkeiten führen zwischen Schüler*innen, die mehr oder weniger Unterstützung aus ihrem Elternhaus erfahren haben. Schüler*innen und Lehrer*innen haben für sich selbst gesprochen. Jetzt sollte die Politik folgen. Bildung statt Prüfung ist das Gebot der Stunde!“
Hintergrund: Heute morgen hat der Landesschülerrat (LSR) ein Forderungspapier zum Umgang mit den Abschlussprüfungen veröffentlicht. Die Hauptforderung der Schüler*innen ist, alle Abschlussprüfungen an allgemeinbildenden Schulen abzusagen. Die Abschlussnote soll sich ausschließlich durch die in den prüfungsrelevanten Halbjahren erworbenen Vornoten zusammensetzen. Für Schüler*innen, die ihre Note verbessern wollen, soll es die Möglichkeit einer freiwilligen mündlichen oder schriftlichen Nachprüfung geben. Außerdem soll das Schulhalbjahr für Abschlussschüler*innen nach dem Willen des LSR bis in den Juni verlängert werden, sodass Unterricht, der im Zuge der Pandemie ausgefallen ist oder im Homeschooling nur unzureichend vermittelt werden konnte, nachgeholt werden kann. Die Lehrer*innengewerkschaft GEW unterstützt den Vorschlag des LSR. Auch der Schulleitungsverband hat bereits eine Absage der Abschlussprüfungen gefordert.
Das Forderungspapier des LSR findet sich hier.
Nicole Prolingheuer
5. Februar 2021
Die Abschlussprüfungen an den allgemeinbildenden Schulen, egal, ob Haupt- und Realschule oder an Gymnasien sowie Berufsbildenden Schulen abzusagen, halte ich nicht für den richtigen Weg.
Es ist richtig, dass den Schülerinnen und Schülern in den letzten Monaten viel abverlangt wurde, sie mussten sich häufig den Stoff in den verschiedenen Unterrichtsfächern selbst erarbeiten, mussten auf gemeinsamen Austausch mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern verzichten und mussten sich das Lernen selbst so organisieren, dass es (hoffentlich in den meisten Fällen) am Ende doch gut funktionierte.
Das hat unheimlich viel Kraft und Anstrengung gekostet. Oftmals hat auch der Kontakt zum Lehrenden des jeweiligen Unterrichtes aus ganz verschiedenen Gründen gefehlt, Aufgaben blieben gerade im ersten Lockdown unbeantwortet, Lehrerinnen und Lehrer suchten manchmal erst nach Wochen den Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern.
Und dennoch, „Chapeau!“ all denen, die es bis zu den letzten Schulwochen ihres Lebens geschafft haben. Die gekämpft haben mit scheinbar undurchdringbaren Matheformeln und sperrigen Lateinvokabeln, chemischen Formeln und Textanalysen in den verschiedensten Sprachen. Und die sich immer wieder zum Weiterlernen motivieren konnten und verschiedene Social Media Formate nutzten, um sich wenigstens im Kleinsten auszutauschen.
Selbstständiges Lernen und Fragen an Sachverhalte formulieren können – all das sind großartige Kompetenzen, die es für eine erfolgreiche Ausbildung sowohl an Hochschule als auch in Betrieben braucht. Wer, wenn nicht die diesjährigen Schulabgängerinnen und -abgänger, bringen diese Kompetenzen mit?
Die Prüfungen nicht stattfinden zu lassen, wäre ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich bisher so sehr angestrengt haben. Was steckt hinter dieser Forderung? Geht es um eine Kommastelle, um nicht gelernten Stoff? Geht es wirklich um die beschriebene Ungleichheit der Lernausgangsbedingungen, die seit langer Zeit bekannt, aber nie von Politik und Gewerkschaft aufgehoben wurde?
Schon seit Jahren bieten die Hochschulen Propädeutika in den verschiedensten Fächern an, die eben auch seit Jahren von Erstsemestlern rege genutzt werden. Die Hochschulrektorenkonferenz wies darauf in der vergangenen Woche noch einmal hin. Auch in den Betrieben finden sich seit Jahren viele tolle und geduldige Ausbilderinnen und Ausbilder, die ihre Azubis bisher stets gut und sicher durch die Ausbildung brachten.
Wir stehen nun im Februar. In gut zwei Monaten sollen die Abschlussprüfungen beginnen. Warum gibt es noch keinen genauen Fahrplan, wie diese Prüfungen umzusetzen sind? Und vor allem, wo bleiben die Ideen für die Gestaltung des letzten Endspurts und die Unterstützung sowie Motivation für die jungen Menschen, die letzten 5 bis 6 Klausuren zu schreiben? Denn sie möchten am Ende dieses Sommers einen neuen Lebensabschnitt beginnen – und dies ohne Not-Abschluss.
Nicole Prolingheuer
5. Februar 2021
Die Abschlussprüfungen an den allgemeinbildenden Schulen, egal, ob Haupt- und Realschule oder an Gymnasien sowie Berufsbildenden Schulen abzusagen, halte ich nicht für den richtigen Weg.
Es ist richtig, dass den Schülerinnen und Schülern in den letzten Monaten viel abverlangt wurde, sie mussten sich häufig den Stoff in den verschiedenen Unterrichtsfächern selbst erarbeiten, mussten auf gemeinsamen Austausch mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern verzichten und mussten sich das Lernen selbst so organisieren, dass es (hoffentlich in den meisten Fällen) am Ende doch gut funktionierte.
Das hat unheimlich viel Kraft und Anstrengung gekostet. Oftmals hat auch der Kontakt zum Lehrenden des jeweiligen Unterrichtes aus ganz verschiedenen Gründen gefehlt, Aufgaben blieben gerade im ersten Lockdown unbeantwortet, Lehrerinnen und Lehrer suchten manchmal erst nach Wochen den Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern.
Und dennoch, „Chapeau!“ all denen, die es bis zu den letzten Schulwochen ihres Lebens geschafft haben. Die gekämpft haben mit scheinbar undurchdringbaren Matheformeln und sperrigen Lateinvokabeln, chemischen Formeln und Textanalysen in den verschiedensten Sprachen. Und die sich immer wieder zum Weiterlernen motivieren konnten und verschiedene Social Media Formate nutzten, um sich wenigsten im Kleinsten auszutauschen.
Selbstständiges Lernen und Fragen an Sachverhalte formulieren können – all das sind großartige Kompetenzen, die es für eine erfolgreiche Ausbildung sowohl an Hochschule als auch in Betrieben braucht. Wer, wenn nicht die diesjährigen Schulabgängerinnen und -abgänger, bringen diese Kompetenzen mit?
Die Prüfungen nicht stattfinden zu lassen, wäre ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich bisher so sehr angestrengt haben. Was steckt hinter dieser Forderung? Geht es um eine Kommastelle, um nicht gelernten Stoff? Geht es wirklich um die beschriebene Ungleichheit der Lernausgangsbedingungen, die seit langer Zeit bekannt, aber nie von Politik und Gewerkschaft aufgehoben wurde?
Schon seit Jahren bieten die Hochschulen Propädeutika in den verschiedensten Fächern an, die eben auch seit Jahren von Erstsemestlern rege genutzt werden. Die Hochschulrektorenkonferenz wies darauf in der vergangenen Woche noch einmal hin. Auch in den Betrieben finden sich seit Jahren viele tolle und geduldige Ausbilderinnen und Ausbilder, die ihre Azubis bisher stets gut und sicher durch die Ausbildung brachten.
Wir stehen nun im Februar. In gut zwei Monaten sollen die Abschlussprüfungen beginnen. Warum gibt es noch keinen genauen Fahrplan, wie diese Prüfungen umzusetzen sind? Und vor allem, wo bleiben die Ideen für die Gestaltung des letzten Endspurts und die Unterstützung sowie Motivation für die jungen Menschen, die letzten 5 bis 6 Klausuren zu schreiben? Denn sie möchten am Ende dieses Sommers einen neuen Lebensabschnitt beginnen – und dies ohne Not-Abschluss.