Lasst uns den Boden nicht wie Dreck behandeln!

Böden sind unsere Lebensgrundlage. Weltweit gehen jedoch fruchtbare Böden verloren. Mittlerweile sind schon 30% bis 40% aller Böden weltweit zerstört. Ein Boden mit einer 10cm dicken Humusschicht, die die Fruchtbarkeit unserer Böden ausmacht, braucht 2.000 Jahre, um sich zu bilden. Wir zerstören ihn innerhalb weniger Jahre.

Böden haben wichtige Funktionen, nämlich biotische, abiotische und Flächenfunktionen. Unter die biotischen Funktionen fallen die Lebensraumfunktionen, welche Boden als Basis für tierische und menschliche Existenz durch Pflanzenwachstum sehen. Regelungsfunktionen und Rohstofflagerstätten bilden die abiotischen Funktionen und bedeuten, dass Böden Speicher- Puffer- und Filtersysteme sind und damit auch hohe Bedeutung für den Wasser- und Luftkreislauf haben. Flächenfunktionen fassen verschiedene Punkte wie Bebauungspotential, Ablagerung und Erholung zusammen.

Für den Menschen bleibt die Nahrungsmittelproduktion die wichtigste Funktion der Böden. Boden bildet somit eine der wichtigsten Grundlagen für alles Leben auf der Erde und ist in besonderem Maße schützenswert.

Dennoch werden die natürlichen Bodenfunktionen durch vielfältige Faktoren geschädigt und fruchtbarer Boden geht verloren. Der Ausbau von Siedlungen und Verkehr führt zu einer zunehmenden Flächenversiegelung. Landwirtschaftlich genutzte Böden sollen wegen der wachsenden Weltbevölkerung effizienter bewirtschaftet werden und werden in Folge dessen intensiver bearbeitet. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft kommt es zu einer unangepassten Standardisierung der Bodenbearbeitungsmethoden. Die Konsequenz sind Verdichtung und Erosion. Gepflügte Äcker sind besonders von Deflatiion betroffen. Auch der übermäßige Gebrauch von Insektiziden und Düngemitteln schädigt den Boden durch Versauerung und Eutrophierung. Ein weiteres Problem sind Altlasten, welche eine schädliche Wirkung auf Mensch und Umwelt haben.

Ökonomisch wird Boden als kollektives Gut betrachtet, da der Erhalt zwar positive externe Effekte bringt, aber wirtschaftliche Akteure nicht bereit sind, dafür größere Summen Geld auszugeben. Dies geht mit einer Externalisierung von Kosten einher, wobei Emissionen und Abfälle an die Umwelt abgegeben werden, dafür aber kein Preis gezahlt werden muss. Daher bedarf der Boden eines besonderen Schutzes durch die Politik. Niedersachsen ist Agrarland Nummer 1 in Deutschland und deshalb besonder betroffen. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen setzt sich daher für einen verstärkten Bodenschutz ein.

 

Dabei spielen verschiedene Probleme in Niedersachsen eine Rolle:

 

1) Degradierung von Boden durch Landwirtschaft: ökologischen Landbau stärken

Die industrielle Landwirtschaft stellt in Niedersachsen eine besonders hohe Gefahr für den Boden dar. Der Einsatz von schweren Maschinen in der Landwirtschaft führt zu einer Verdichtung des Bodens. Bodenverdichtung führt zu Erosion, Ausschwemmung von Nährstoffen, und einer geringeren Bodenfruchtbarkeit. Wir fordern, dass landwirtschaftlichere Geräte bodenschonender ausgerichtet werden, indem unter anderem ihr Gewicht und ihre Ausfahrten reduziert werden.

Ökologischer Landbau stärkt dagegen die Bodenorganismen und kann so die Bodenfruchtbarkeit langfristig und nachhaltig verbessern. Mit einem aktiven Bodenleben, zB vielen Regenwürmern, wachsen auch die Pflanzen deutlich besser und können so mehr Lebensmittel produzieren. Deswegen gilt es, diese Bodenorganismen und ihre vielfältigen Funktionen wie das Speichern von Nährstoffen, die Bodenbelüftung und Filterung zu erhalten.

 

2) Es ist auch wichtig, dass auf Feldern vielfältige Fruchtfolgen genutzt werden, welche den Humusgehalt erhöhen. Eine sinnvoll gestaltete Fruchtfolge und eine Verkleinerung der Parzellen vermindert auch den Befall durch Pflanzenkrankheiten, sowie einigen tierischen Schädlingen. Fruchtfolgen tragen somit dazu bei, fruchtbaren Boden aufzubauen und ermöglichen einen geringeren Einsatz von Pestiziden.

Auch ganzjähriger Bewuchs sollte belohnt werden, denn dieser schützt die Oberfläche vor Verschlämmung und Erosion und sorgt für eine stärkere Durchwurzelung. Dies wiederum ernährt die Lebewesen im Boden besser und stärkt dessen physische Struktur. Ausgelaugte, verdichtete Böden gleichen starke Niederschläge und Trockenperioden weniger aus, als gesunde, die bis zum Vierfachen ihres Eigengewichtes an Wasser speichern – und beugen somit auch Überschwemmungen vor.

 

3) Flächeninanspruchnahme und Flächenkonflikte

Es werden in Deutschland noch jeden Tag Flächen in der Größe von ungefähr 70 Hektar, das entspricht 100 Fußballfeldern, neu als Siedlungs- und Verkehrsflächen ausgewiesen. Die Ursprungsqualität lässt sich bei erstmal versiegelten Böden meist auch nach einer Entsiegelung nicht wieder herstellen. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen setzt sich dafür ein, dass mehr Flächen saniert werden (Flächenrecycling). Das 30 Hektar Ziel muss endlich eingehalten werden!

Doch es gibt noch andere Arten von Flächenkonflikten: Ein Beispiel für einen bedeutenden dieser Art ist der Anbau von Pflanzen wie Mais für sog. Biokraftstoffe. (Diese Flächen fehlen beim Anbau von Nahrungsmitteln.) Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen steht für eine Abschaffung der jetzigen Förderung von Biokraftstoffen aus Mais ein und setzt auf eine differenziertere Förderung von erneuerbaren Energien, da es momentan dafür sorgt, dass der Boden durch den einseitigen Anbau von beispielswiese Mais in Monokulturen degradiert.

 

4) Moorzerstörung

Moorböden bedecken nur 3 Prozent der weltweiten Landfläche, speichern aber genauso viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Gerade in Zeiten des Klimawandels sind solche Kohlenstoffspeicher wichtig. Sind die Moore aber erstmal entwässert und degradiert, entweicht dort der gespeicherte Kohlenstoff und ist es sehr schwierig und teuer, sie zu renaturieren. Oftmals werden Moore trocken gelegt, um Flächen für Bebauung zu gewinnen oder um Torf abzustechen, welcher dann als Blumenerde verkauft wird. Niedersachsen verfügt mit etwa 2.500 Quadratkilometern über die größten Hochmoorflächen in Deutschland. Deswegen machen wir uns als GRÜNE JUGEND Niedersachsen für einen wirksamen Moorschutz in der EU und besonders in Niedersachsen stark. Die Aufklärung über die Torfproblematik und die Förderung von Torfersatzstoffen und eine Einführung einer Abgabe auf importierten Torf sind dabei wichtige Maßnahmen.

 

5) Wir wollen Gründüngung fördern, beispielsweise mit Leguminosen, und damit für eine Stickstoffversorgung sorgen, welche langfristig den Pflanzen zur Verfügung steht, lange in den Bodenprozessen bleibt und damit nicht ins Grundwasser ausgewaschen wird. Außerdem muss der Gülletourismus gestoppt werden!

 

Bodenschutz ist grenzenlos – Politik der Europäischen Union

Der Schutz des Bodens muss auch global und auf dem europäischen Kontinent eine zentrale Rolle einnehmen. Die EU-Agrarpolitik ist hier wichtige Stellschraube, um den Erhalt von fruchtbaren Boden zu bewirken.

Bei der Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) und der neu beginnenden Förderperiode ab 2020 soll der Schutz der Böden und oben genannten Forderungen eine stärkere Berücksichtigung finden. Nicht Fläche und Größe des landwirtschaftlichen Betriebes, sondern unter anderem bodenschonende Bewirtschaftung bedürfen einer besonderen Förderung. Die Grüne Jugend Niedersachsen fordert die Bundesrepublik und das Land Niedersachsen auf in Brüssel auf eine Reform der Förderung in diese Richtung hinzuwirken.

Auch bei der abschließenden Verhandlung der neuen EU-Öko Verordnung, die im Januar 2018 ansteht, muss der Schutz des Bodens beachtet werden und muss neben Verbraucherschutz, Klimaschutz und Tierschutz gleiche Bedeutung zugemessen werden.

Darüber hinaus setzt sich die GRÜNE JUGEND Niedersachsen für eine erneute Aufnahme um die Verhandlungen um eine EU-weite Bodenrahmenrichtlinie für einen europaweiten Schutz des Bodens, der auch wirklich ernst genommen aus. Der so oft genannte Schutzstatus muss auch endlich in Gesetze gegossen werden!

 

Begründung (nicht Teil des Beschlusses):