Nach 150 Jahren kehrt der Wolf nun nach Deutschland zurück. Auch in Niedersachsen gibt es neun Wolfsrudel bzw. rund 80 Tiere. Die Rückkehr des Wolfes polarisiert: Von der einen Seite wird er als Erfolgsbeispiel des Arten-und Naturschutzes gefeiert, von der anderen Seite als Gefahr für Kinder, Jogger*innen und sogenannte „Nutztiere“ gebrandmarkt. In Brandenburg gab es sogar bereits mehrere Fälle, bei denen Wölfe erschossen und anschließend geköpft worden sind. Dies stellt einen schweren Verstoß gegen das Artenschutzgesetz dar und ist somit eine Straftat, Täter*innen sind jedoch nur sehr schwer zu ermitteln.
Aktuell steht der Wolf unter strengem Artenschutz. Forderungen, den Wolf stattdessen unter das Jagdrecht zu stellen, treten wir als GRÜNE JUGEND Niedersachsen entschieden entgegen. Der Wolf ist für die Biodiversität und die natürliche Selbstregulierung von Tierbeständen von großer Bedeutung.
Leider kommt es immer wieder zu unsachgemäß geführten Debatten über den Wolf, in der Angst und Ressentiments geschürt werden. Das Bild des „bösen Wolfes“ ist in Europa seit Jahrhunderten tief verwurzelt. Nicht erst Rotkäppchen oder die sieben Geißlein entrückten sein Bild in der Gesellschaft so weit weg von der Realität. Seit dem Zeitpunkt, als der Mensch immer weiter in den Lebensraum des Wolfes eindrang, kam es zu Konflikten. Die römisch-katholische Kirche nutzte dies, um gegen das Heidentum und Aberglaube vorzugehen, indem sie das, was zuvor als heilig galt, nun als das Urböse darstellte. Dieses schlechte Bild hat sich bis heute in Europa gehalten.
Wichtig ist, dass der Wolf keine relevante Bedrohung für den Menschen darstellt. Da Wölfe Reviertiere sind und ihre Reviere circa 250 Quadratkilometer Land betragen, vergrößern sich Wolfspopulationen nicht unbegrenzt. Die Wahrscheinlichkeit, als Spaziergänger*in im Wald auf einen Wolf zu treffen, ist daher äußerst gering. Wölfe sind vorrangig nachtaktiv und sehr scheue Tiere, weshalb es bei einer Begegnung normalerweise völlig ausreicht, Lärm zu machen, um sie zu verscheuchen.
Dass vom Wolf keine Gefahr für den Menschen ausgeht, muss durch eine fundierte Öffentlichkeitsarbeit an die Bevölkerung herangetragen werden. Für eine erfolgreiche Wiederkehr des Wolfes müssen außerdem alle Beteiligten im Prozess mitgenommen werden und Nutztierhalter*innen beim Schutz ihrer Tiere Unterstützung erhalten. Der Wolf ernährt sich zwar im Wesentlichen von Wildtieren, vereinzelt kommt es jedoch auch zu Nutztierrissen. Schutzzäune, Hütehunde und weitere geeignete Präventionsmaßnahmen müssen finanziell unterstützt werden. Wenn es doch zu einem Wolfsriss kommt, müssen sich Nutztierhalter*innen auf Entschädigungszahlungen verlassen können. Mithilfe finanzieller Unterstützung, einem verstetigten Dialog mit und weitreichender Information der Betroffenen ist eine erfolgreiche Wolfspolitik möglich. Das Land Niedersachsen geht hier mit vielen verschiedenen Maßnahmen bereits einen guten Weg. Über die Richtlinie Wolf zahlt das Land Billigkeitsleistungen in Form von Entschädigungen bei Wolfsrissen und Zuschüssen für Präventionsmaßnahmen. Seit 2015 gibt es das Wolfsbüro des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), bei dem drei Biologinnen als Wolfsspezialistinnen beschäftigt sind. Hier wird das niedersächsische Wolfsmanagement koordiniert. Über das Wolfsportal (www.der-wolf-in-niedersachsen.de) wird die Öffentlichkeit regelmäßig über Neuigkeiten, Hintergründe und falsche Gerüchte informiert.
Wir unterstützen diese Maßnahmen und setzen uns für deren weitere Förderung ein. Die Wiederkehr des Wolfes kann nur erfolgreich verlaufen, wenn das Bild des „bösen Wolfes“ in der Gesellschaft endlich als Märchen erkannt wird. Die gesellschaftliche Debatte sollte versachlicht und der Realität angemessen geführt werden. Als GRÜNE JUGEND Niedersachsen möchten wir hierzu einen Beitrag tragen.