Moore sind Feuchtgebiete und bestehen aus Torf (angesammelte, durch Sauerstoffmangel nicht gänzlich zersetzte Pflanzenreste). Sie wachsen nur extrem langsam, maximal 1 mm im Jahr [1]. Eine 1 m dicke Torfschicht ist also ca. 1000 Jahre alt.
Intakte Moore übernehmen viele wichtige Funktionen. Als extremer Lebensraum beherbergen sie eine einzigartige biologische Vielfalt und tragen damit zur Biodiversität bei [2]. Als Stofffilter bzw. Nährstoffsenke sorgen sie für sauberes Grund- und damit Trinkwasser [3]. Für die Erforschung der Menschheitsgeschichte sind sie durch die im Torf außerordentlich gut erhaltenen Funde (z. B. „Moorleichen“ oder Werkzeug) elementarer Bestandteil. Und auch als Klimaarchive bieten sie uns eine besonders gute Möglichkeit, das Klima der letzten Jahrtausende zu rekonstruieren [4].
In Zeiten des menschlich verursachten Klimawandels gewinnt aber wohl eine Funktion besonders an Relevanz: Moore speichern enorme Mengen an Kohlenstoff. Obwohl ihre Fläche weltweit nur ca. drei Prozent beträgt, ist in ihnen schätzungsweise 30 Prozent des Bodenkohlenstoffs gespeichert. Das ist fast die doppelte Menge wie in allen Wäldern weltweit [5]. Das Problem: Der Kohlenstoff kann nur von intakten Mooren zuverlässig gespeichert werden. Durch Entwässerung und Torfabbau wird er stattdessen wieder in die Atmosphäre abgegeben und trägt dort zum Klimawandel bei. Unsere Moore sind also Klimaschützer und tickende Zeitbomben zugleich.
Niedersachsen kommt hier eine besondere Rolle zu: Es ist mit 38 Prozent der deutschen Moorflächen das mit Abstand moorreichste Bundesland. Doch über 95 Prozent der Moorböden sind bereits nicht mehr intakt und haben damit ihre positiven Wirkungen im Ökosystem weitgehend verloren. Sie verursachen deswegen bereits jetzt ca. 12 Prozent aller niedersächsischen Treibhausgase [6]. Auf den Moorböden wird oft Landwirtschaft betrieben, was durch den Nährstoffeintrag eine spätere Renaturierung nicht nur erschwert, sondern unmöglich machen kann [3].
Bundesweit, auch in Niedersachsen, wird jedoch sogar noch weiter Torf abgebaut. Dieser wird hier vor allem für Substrate im Erwerbsgartenbau verwendet. Doch nicht nur unsere Tomaten haben statt Blut an den Händen „Torf an den Wurzeln“, sondern auch die allermeisten Blumenerden für den Privatgarten bestehen hauptsächlich aus Torf. Der wird mittlerweile jedoch zu größten Teilen aus dem Baltikum importiert. Dort gibt es, im Gegensatz zu Westeuropa, noch relativ große intakte Moorvorkommen [3]. Damit es in unseren Gärten schön blüht, werden woanders also großflächig Moore zerstört.
Um unser Klima zu schützen, müssen die wenigen noch intakten Moore unbedingt erhalten werden. Moore mit gestörtem Wasserhaushalt müssen schnellstmöglich wiedervernässt und renaturiert werden, um ihrer weiteren Degradierung möglichst Einhalt zu gebieten.
Die im Juli 2015 durch die rot-grüne Landesregierung in Kraft getretene Förderrichtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ soll genau das unterstützen und zeigt, dass die Landesregierung die hohe Klimarelevanz von Mooren im Gegensatz zu ihrer Vorgängerregierung erkannt hat. Denn unter schwarz-gelb wurden noch 2012 im neuen Landesraumordnungsprogramm neue Vorrangflächen für den Torfabbau festgesetzt.
Wir setzen uns jedoch darüber hinaus ein für:
- Eine aktuelle, landesweite Datenerhebung zu Verteilung, Mächtigkeit und Zustand der Moore
- Eine darauf aufbauende Priorisierung bedeutsamer Vorrang- und Wiedervernässungsflächen
- Vergabestopp von neuen Abtorfrechten
- Ende des Maisanbaus zur Bioenergieerzeugung auf Moorböden
- Ende der Torfimporte und der damit einhergehenden Zerstörung von noch intakten Moorflächen anderer Länder
- Verbot der Nutzung von torfhaltiger Blumenerde für den Privatgebrauch
- Nutzung marktwirtschaftlicher Steuermittel zur Verteuerung von Torf
- Verbot der Herstellung und des Verkaufs von torfhaltigen Kosmetika
- Förderung der Entwicklung weiterer torffreier Anbausubstrate
- Förderung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zur Akzeptanzschaffung
- den Ausschluss von Mooren aus internationalen Kohlenstoffmärkten, solange diese nicht zu einer ambitionierten Klimapolitik beitragen
Quellen:
[1] Scheffer, F. et al. (2002): Lehrbuch der Bodenkunde. 15. Aufl. Heidelberg [u.a.]: Spektrum, Akad. Verl. (Spektrum Lehrbuch).
[2] Ssymank, A. et al. (2015): Moormanagement zwischen Biodiversitätsschutz, Klimawandel und Natura 2000-Anforderungen. In: Vischer-Leopold, Mareike et al. (Hg.): Natura 2000 und Management in Moorgebieten. Bonn-Bad Godesberg: Bundesamt für Naturschutz, S. 7-36.
[3] Succow, M.; Joosten, H. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde. Mit 136 Tabellen. 2., neu bearb. Auflage. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung.
[4] Göttlich, K. (Hg.) (1990): Moor- und Torfkunde. 3. vollständig überarbeitete, ergänzte und erw. Auflage. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung.
[5] Parish, F. et al. (2008): Assessment on Peatlands, Biodiversity and Climate change. Main report. Wageningen: Wetlands International.
[6] www.aktion-moorschutz.de