28. Oktober 2014

Verbindungen auflösen! Gegen Homophobie, Sexismus, Elitenklüngel und völkischen Nationalismus!



Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen lehnt jede Form von Verbindungen und insbesondere Burschenschaften ab, da diese sich vor allem durch den Ausschluss von Frauen, Homophobie, elitaristische Seilschafterei, völkisches Brauchtum und nationalchauvinistische Einstellungen charakterisieren. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen ruft zur Teilnahme an den Protesten gegen den bis dato jährlich stattfindenden „Tag der Deutschen Burschenschaft“ in Eisenach, den Wiener Korporiertenball (WKR-Ball) und alle anderen verbindungstudentischen Großveranstaltungen auf.
Es gibt diverse Arten von Studentenverbindungen, zu nennen sind insbesondere Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Turnerschaften und Sängerschaften. Daneben gibt es auch noch eine ganze Reihe von Schülerverbindungen. Nicht alle Verbindungen sind gleich „rechts”, aber so gut wie alle sind männerbündisch und explizit antifeministisch (mit Ausnahme von Frauenverbindungen, aber dazu später mehr). Auch das sogenannte „Lebensbundprinzip”, das zur Herausbildung von Seilschaften dient, ist konstitutiv für Studentenverbindungen.

Die aktiven Verbindungsstudenten werden Aktivitas genannt, diese leben oft zusammen in einem Haus, das von ehemaligen, jetzt im Berufsleben stehenden Verbindern, den sogenannten „Alten Herren” finanziert wird. Diese helfen den nachwachsenden Verbindergenerationen durch ihre Beziehungen, ebenfalls in gesellschaftlich relevante Positionen aufzusteigen. Diese Form der Vetternwirtschaft, die zudem nur Studenten offensteht, ist strikt abzulehnen!
Viele Verbindungen sind in Dachorganisationen organisiert, zu nennen sind hier insbesondere die erzreaktionäre und neofaschistische Deutsche Burschenschaft (DB, 66 Mitgliedsbünde/15.000 Mitglieder), die Neue Deutsche Burschenschaft (17/4000) und der Coburger Convent (100/12.000).
Ihre Ursprünge haben die Studentenverbindungen im Zuge der Überwindung der deutschen Kleinstaaterei. Deswegen wird ihnen oft zugeschrieben, frei nach der Devise „früher war alles besser”, dass sie damals progressive Positionen vertreten hätten. Aber schon beim Wartburgfest 1817 verbrannten sie den Code Civil und die Schriften jüdischer Schriftsteller, der liberale Gründungsmythos ist also als Geschichtsklitterung abzulehnen. Auch ihre Rolle während des Nationalsozialismus wird von verbindungsstudentischer Seite stark geschönt dargestellt. Die nationalsozialistische Machtübernahme wurde von oberster burschenschaftlicher Seite begrüßt, das Aufgehen im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund geschah mehr als freiwillig, es erfolgte begeistert. Auch die Bücherverbrennungen wurden vielerorts von Studenten initiiert, die einen burschenschaftlichen Hintergrund hatten.

Grundsätzlich lässt sich eine Tendenz, wie reaktionär eine Verbindung ist, oft daran ablesen, ob ihre Mitglieder Farben tragen (die „Uniform” der jeweiligen Verbindung, bestehend aus Mütze und Band) und ob sie die Mensur fechten („schlagende” Verbindung). Letzteres kann auch fakultativ (wahlweise) sein. Farbentragende und pflichtschlagende Verbindungen sind oft reaktionärer als solche, die es nicht sind.
Der Alltag in Verbindungen ist oft geprägt von sozialen Zwängen. Es besteht eine strenge Hierarchie zwischen Vollmitgliedern der Aktivitas und Neulingen, den sogenannten „Füxen”. Diese müssen sich unterordnen und sind beispielsweise zur zwangsweisen Teilnahme an Saufritualen (Kneipen) verpflichtet. Auch das von vielen Verbindungen praktizierte Fechten, wovon oft mit Stolz getragene Gesichtsnarben (Schmisse) zurückbleiben, dient der Disziplinierung und Herausbildung eines spezifischen Männlichkeitsbildes. Homosexualität und mit dieser identifizierte Verhaltensweisen werden strikt abgelehnt. Die Mitgliedschaft von Frauen ist in vielen Verbindungen per se ausgeschlossen, da sie eine Gefährdung des dem Männerbund innewohnenden kameradschaftlichen Geistes darstellen würden. Ihnen wird lediglich eine Eignung als „schmückendes Beiwerk” auf verbindungsstudentischen Festivitäten zugesprochen. Viele Verbindungen sind nicht nur heterosexistisch und sexistisch, sondern ihre Mitglieder verstehen sich auch als explizit antifeministisch und versuchen ihre Ideologie, die sich beispielsweise gegen das Gender Mainstreaming richtet, in die Gesellschaft zu tragen.
Auch Verbindungen, die Frauen aufnehmen, oder die wenigen Verbindungen, die ausschließlich Frauen aufnehmen, sind nicht frei von Heterosexismus und Homophobie! Zudem eint sie mit allen anderen Verbindungen das Lebensbundprinzip und das damit verbundene Elitedenken.
Auch der Kampf gegen die Political Correctness ist insbesondere für DB-Mitglieder zentral, wodurch auch personelle Verflechtungen mit der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland” erklärbar sind. Diese Verflechtungen sind keine Zweckehen, sondern Liebesheiraten auf Grund ideologischer Übereinstimmungen bis ins Detail!
Aber es gibt nicht nur konservative bis rechtspopulistische Verbinder, auch knallharte Neonazis sind unter ihnen:
Mehrere ehemalige sächsische Landtagsabgeordnete der NPD sind DB-Burschenschaftler, auch im Unterstützer*innenmilieu des „Nationalsozialistischen Untergrunds” (NSU) sind solche zu finden.
Verbindungen transportieren ein nicht nur konservatives, sondern oft nationalchauvinistisches, sexistisches und homophobes Gedankengut! Einige, insbesondere die Deutsche Burschenschaft, verstehen sich auch als explizit politisch und versuchen offensiv, ihre reaktionären Ideologien in die Gesellschaft hereinzutragen. Doch auch solche, die sich als unpolitisch verstehen oder geben, sorgen durch ihren Elitenklüngel dafür, dass antiemanzipatorisches Gedankengut an den Schaltstellen der Gesellschaft verbreitet wird.

Verbindungen sind deswegen ein politischer Gegner der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen!



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