28. Oktober 2014

Es ist normal, verschieden zu sein



Inklusion betrifft alle Menschen. Häufig wird sie nur mit Bildungspolitik in Verbindung gebracht. Dabei geht es um viel mehr. Es geht um das gesellschaftliche Zusammenleben aller Menschen und die Ermöglichung eines uneingeschränkten Lebens jedes_r Einzelnen.
Im Folgenden zeigen wir vor allem konkrete Schritte zur Inklusion von Menschen mit Behinderung auf, welche die Beschäftigung mit den Problemen anderer diskriminierter Gruppen nicht ersetzen, sondern dazu anregen sollen.
Um dies zu realisieren, fordert die GRÜNE JUGEND Niedersachsen jetzt die aktive Unterstützung dieses Prozesses. Wir fordern auf allen Ebenen (Kommune, Land und Bund) staatliche)Hilfen beim Verfassen von Gesetzen und alltäglichen Texten in leichte Sprache, um die bisherige ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen und die leichte Sprache besser voran zu bringen. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen setzt sich außerdem ein für eine Verbreitung von öffentlichen Gebärdendolmetscher_innen sowie Bildungsprogrammen zum Erlernen der Blindenschrift und der Gebärdensprache.

Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen unterstützt die Bemühungen der Landesregierung Niedersachsen, Inklusion an niedersächsischen Schulen umzusetzen.

Aber die Bemühungen müssen verstärkt werden, da es sich um die Umsetzung eines Menschenrechtes handelt.
Inklusion bezieht sich auf jede_n, die_der Forderung oder Förderung benötigt, sei es auf Grund von Hochbegabung, Lernschwierigkeiten, Deutsch als Zweitsprache, körperlichen Einschränkungen oder vielem mehr.

Daher fordern wir:

  • Die Umsetzung von inklusiver Pädagogik verbindlich an allen KiTas ohne Überforderung der Erzieher_innen, durch personelle Verstärkung und vorbereitende Bestandteile in Aus- und Fortbildungen
  • Die Möglichkeit der freien Kindergartenwahl und die damit verbundene allgemeine Barrierefreiheit
  • Die Abschaffung von Schulkindergärten und Zurückstellungen und stattdessen die Beschulung aller schulpflichtigen Kinder
  • Ansprechpertner_innen für alle am Bildungsprozess Beteiligten, wie Kinder, Eltern, Lehrer_innen, die z. B. in Kompetenzzentren zu allen Förder- und Forderbereichen sowie Hilfsmaßnahmen beraten
  • Die Umsetzung von Binnendifferenzierung im Unterricht
  • Die Ergänzung aller Studiengänge der Pädagogik und des Lehramtes um inklusionspädagogische Inhalte
  • Die Umbenennung des Studiengangs Sonderpädagogik in Förderpädagogik
  • Förderschullehrer_innen Stammschulen zu zuordnen statt regelmäßige Abordnungen
  • Dass Förderschullehrer_innen Positionen in Schulleitungen oder Klassenlehrer_innenschaften übernehmen können
  • Die Unterstützung von Schulbüchern, verfasst in leichter Sprache, Blindenschrift oder mit gut lesbaren Schriftgrößen, für alle Schulformen
  • Die Vereinfachung der Anforderung von Inklusionsassistent_innen
  • Den Übergang von Schule zu Beruf durch bspw. Vorbereitungsangebote an BBS erfolgsversprechend zu gestalten

Da Inklusion alle Lebensbereiche und keineswegs nur Schule umfasst, fordert die GRÜNE JUGEND Niedersachsen eine engagierte Einbringung der Thematik in die Kommunalpolitik
Dabei könnte es das Ziel sein, sich über die Umsetzung inklusiver Städte mit allen Beteiligten auszutauschen und Lösungen, die niemanden behindern, zu finden. Darüber hinaus soll auch die Kommunikation zwischen den Kommunen verbessert werden, so dass erfolgreiche Konzepte verbreitet werden und sich gegenseitig unterstützen können.
Kein Mensch soll auf Grund von physischen, psychischen, sprachlichen oder anderen Begebenheiten ein eingeschränktes Leben führen müssen.
Daher fordern wir:

  • Anlaufstellen bei Diskriminierung auszubauen und bekannter zu machen
  • Vermehrtes Einsetzen öffentlicher Gebärdendolmetscher_innen bspw. bei politischen oder kulturellen Veranstaltungen
  • Öffentliche Unterstützung bei Behördenkontakt
  • Öffentliche Plätze barrierefrei zu gestalten. Hierbei darf jedoch nicht der Natur- oder Denkmalschutz außer Acht gelassen werden. Stattdessen müssen kreative Lösungen gefunden werden wie z. B. elektronische Rampen, Ausschilderungen von Alternativwegen mit ähnlicher Länge.
  • Um die Teilnahmemöglichkeiten aller im alltäglichen Leben zu erhöhen, fordert die GRÜNE JUGEND Niedersachsen Kommunen und die Landesregierung auf

  • Jeder_m ihr_sein Recht auf Selbstverwirklichung zu gewähren. Dies kann u.a. durch ein berufliches Umfeld geschaffen werden.

Dafür müssen:

  • Barrierefreie Unternehmen unterstützt und Anreize, die daraufhin zielen, geschaffen werden.
  • Sogenannte ’Behindertenwerkstätten’ auf ein Minimum reduziert werden und sich stärker als ein ’Sprungbrett’ für den regulären Arbeitsmarkt verstehen.
  • Fortbildungen für Mitarbeiter_innen und Arbeitgeber_innen durchgeführt werden und
  • Das Konzept der Jobpat_innen beworben und Unternehmen dazu angehalten werden, dies umzusetzen.
  • Darüber hinaus darf die kulturelle Beteiligung nicht behindert werden. Dies kann u.a. geschehen durch:

  • Untertitel im Kino und im öffentlich rechtlichen Fernsehen sowie vermehrtes Einsetzen von Gebärdendolmetscher_innen im Fernsehen und
  • Die Gestaltung von Museen und Ausstellungen, z. B. mit Objekten zum Anfassen und Texte in leichter Sprache

Von großer Bedeutung sind die Alltagsbereiche Wohnen und Mobilität.
Hier fordert die GRÜNE JUGEND Niedersachsen:

  • Möglichkeiten und Bewerbung von Wohnungstauschprojekten
  • Die Förderung von genossenschaftlichen Wohnungen
  • Eine Rechtstruktur für Wohnheime z. B. Wohnheimräte
  • Öffentliche Beratung zu Umbaumaßnahmen, bzw. Unternehmen, die sowas anbieten zu fördern
  • Bewerbung von ehrenamtlichen Konzepten zur Einkaufsbegleitung u.ä. unterstützenden Projekten
  • Freiheit durch uneingeschränkte Mobilität zu schaffen durch
    • Die Verbesserung des Zurechtfindens im Verkehr
      • Durch eine bessere Kennzeichnung und Ausschilderung von Fußwegen zu bekannten oder wichtige Orten
      • Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr bspw. für
        • Gut lesbare Busfahrpläne
        • Bessere Kennzeichnung von Buslinien
        • Einen Signalton beim Anfahren
        • Längere Wartezeit oder Schulungen für Rollstuhlfahrer*innen zum schnelleren Einsteigen
        • Lotsendienst
      • Förderung des Verleihs von Rollstuhl-Fahrrädern

Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen betont, dass jetzt gehandelt werden muss. Dabei hat sie auch selbst den Anspruch, diese Thematik in die einzelnen Ortsgruppen zu tragen und die eigenen Forderungen zu verwirklichen, um auch dort Inklusion zu leben. Wir dürfen nicht warten, bis alle finanziellen Mittel bereit stehen und alle Menschen theoretisch perfekt vorbereitet sind Inklusion kostet Geld. Und das Geld muss zur Verfügung gestellt werden, denn es geht um ein grundlegendes Menschenrecht, um Freiheit und Selbstbestimmung.



← zurück