Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen fordert:
- Das Verbot von „geschlechtsangleichenden” Operationen ohne Einwilligung
- Entschädigung für Opfer von Genitalverstümmelungen
- Dass Ärzt_innen die Möglichkeit haben, die Geschlechtszuschreibung nach der Geburt offen zu lassen
- Die Abschaffung der Geschlechtsangabe auf dem Personalausweis
- Die Möglichkeit, geschlechtsneutrale Vornamen zu vergeben
- Aufklärung und Arbeit gegen Diskriminierung an Schulen
- Bedarfsgerechte psychotherapeutische Hilfe für Mobbingopfer
- Die Einrichtung von „Kompetenzzentren Intersexualität”
- Einen öffentlichen „Tag der Intersexualität”
Die GRÜNE JUGEND setzt sich seit langer Zeit für die Rechte von Menschen ein, die sich keinem der zwei gesellschaftlich akzeptierten Geschlechtern zuordnen wollen oder können.
Doch nicht nur das soziale Geschlecht („Gender”) eines Menschen lässt sich nicht in das Schema der Zweigeschlechtlichkeit pressen. Auch das biologische Geschlecht („Sex”) kann nicht immer eindeutig als männlich oder weiblich zugeordnet werden. Häufig weisen Sexualorgane stattdessen sowohl typisch männliche als auch typisch weibliche Merkmale auf. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Menschen gleichzeitig einen Penis und Eierstöcke besitzen, eine stark vergrößerte Klitoris (oder je nach Sichtweise einen stark verkleinerten Penis) oder sowohl Penis als auch Scheide haben. Die Variationen sind vielfältig. Gemeinsam ist diesen Menschen, dass sie gewissermaßen „zwischen” den beiden gesellschaftlich akzeptierten biologischen Geschlechtern stehen. Aus diesem Grund hat sich als Sammelbegriff die Bezeichnung Intersexualität durchgesetzt.
Gleiche Rechte für alle Geschlechter
Nicht in geschlechtliche Schubladen zu passen ist per se nicht schlecht für die Betroffenen. Meistens können sie wie alle anderen Menschen unverminderte sexuelle Lust empfinden und haben auch sonst meistens keine biologischen Probleme mit ihrem Körper. Das große Problem, mit dem sich Intersexuelle heute konfrontiert sehen, ist die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz ihnen gegenüber.
Diese endet nicht bei psychologischem Mobbing, sondern greift häufig in elementare Menschenrechte wie die körperliche Unversehrtheit ein.
Die Diskriminierung von intersexuellen Menschen beginnt häufig schon kurz nach der Geburt. Ärzt_innen, die auf die Frage „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?” keine eindeutige Antwort finden können, müssen eine der beiden Möglichkeiten angeben und pressen Menschen damit für ihr ganzes Leben in eine Schublade, aus der sie nur schwer entkommen können. Neben der Wahl eines geschlechtstypischen Vornamen, der sich häufig nur schwer ändern lässt, bedeutet diese Zuschreibung häufig auch, dass schon im frühen Kindesalter, ohne eigene Einwilligung, geschlechtsangleichende Operationen an Intersexuellen durchgeführt werden. Das ist nicht hinnehmbar!
Eine „geschlechtsangleichende” Operation soll in Zukunft nur mit der mündigen und informierten Zustimmung des_der Betroffenen durchgeführt werden dürfen. Ärzt_innen muss die Möglichkeit gegeben werden, das Geschlecht nach der Geburt offen zu lassen, sodass sich Intersexuelle später selbst für ein Geschlecht entscheiden können. Wir fordern außerdem, Wir fordern außerdem, diese Entscheidung nicht auf die Optionen „männlich” oder „weiblich” zu beschränken.“ Eltern wollen wir die Möglichkeit geben, geschlechtsneutrale Vornamen zu vergeben, um der Individualität ihrer Kinder Rechnung zu tragen.
Intersexualität sichtbar machen!
Das seltene Auftreten von Intersexualität sowie die häufigen operativen Geschlechtsanpassungen haben dafür gesorgt, dass Intersexualität bis heute marginalisiert ist. Viele Menschen wissen nicht, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt, und verhalten sich auch deshalb häufig intolerant gegenüber Intersexuellen. So darf es nicht weitergehen. Intersexualität muss endlich gesellschaftlich thematisiert werden. Kindergärten und Schulen sind aus unserer Sicht verpflichtet, über Intersexualität aufzuklären und Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken.
Eltern von Intersexuellen wollen wir die Angst nehmen, dass mit ihren Kindern „irgendwas nicht in Ordnung” ist. Um dies zu erreichen, muss der Staat sowohl Eltern als auch Kinder über die hormonellen und/oder genetischen Ursachen von Intersexualität informieren. Dabei soll deutlich werden, dass Intersexualität etwas völlig normales ist und keine negativen Folgen für die Betroffenen haben muss.
Trotz aller Aufklärungsarbeit werden intersexuelle Menschen vermutlich noch lange Diskriminierung in Form von Mobbing ausgesetzt sein. Neben den Ursachen von Mobbing müssen wir auch dessen Folgen bekämpfen. Deswegen fordern wir bedarfsgerechte und hochqualitative psychotherapeutische Versorgung von allen Menschen, die Diskriminierungen erleiden.
Um die vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben, die eine echte Gleichstellung von Intersexuellen ermöglichen können, bewältigen zu können, fordern wir die Einrichtung von „Kompetenzzentren Intersexualität”. Diese sollen sowohl die Aufklärungsarbeit koordinieren, als auch psychotherapeutische und juristische Hilfe für diskriminierte Intersexuelle organisieren. Des Weiteren fordert die GRÜNE JUGEND Niedersachsen einen „Tag der Intersexualität”, an dem Intersexualität öffentlichkeitswirksam thematisiert wird.
Die Gleichstellung aller Geschlechter liegt in unserer Hand. Nur wenn wir Diskriminierung gemeinsam entschlossen entgegentreten, können wir sie besiegen!