Der Fall der Symphonie – was Nazis und Rocker verbindet…

Was ist geschehen?

Im Juni 2010 ersteigerte Sebastian Stöber, bekennender Nazi aus Tostedt (Kameradschaft Gladiator Germania) und ehemaliger Direktkandidat der NPD bei der Bundestagswahl 2009 im Wahlkreis Harburg in der Nähe von Stade eine ehemalige Gastwirtschaft „Zur Symphonie“ im Rahmen einer Zwangsversteigerung. Aufgrund eines aufmerksamen Lokalredakteurs vom Stader Tageblatt wurde dieser Vorgang relativ schnell publik und die öffentliche Debatte begann. Die Sorge vor Ort wuchs, dass sich nun ein neues Nazi-Schulungszentrum oder eine ähnliche Einrichtung in der Region etablieren könne und die Zivilgesellschaft organisierte sich. Die direkte Folge war die Gründung eines neuen „Bündnisses gegen Rechts“ im Landkreis Stade. Jedoch erklärte Herr Stöber nach kurzer Zeit, dass er keineswegs vorhabe ein Nazi-Zentrum zu etablieren, sondern vielmehr die Immobilie im Auftrag des Rockerclub „Gemium MC“ erworben habe. Herr Stöber ist nicht nur Nazi, sondern auch Rocker. Letztlich war es – aus Sicht des Rockerclubs – ein „Betriebsunfall“, dass Herr Stöber mit seiner eindeutigen Vergangenheit diese Immobilie in der Samgemeinde Lühe erwarb. Die öffentliche Aufmerksamkeit hätte Gremium MC gerne vermieden. Allerdings brachte dieser „Stader Fall“ eine neue Facette der Nazi-Szene auf die Agenda der Antifaschismusarbeit: Wie eng sind die Kontakte zwischen Rocker- und Naziszene?

Verlauf der Diskussion in Stade

In dem Stader „Bündnis gegen Rechts“ gab es zu Beginn zahlreiche Unsicherheiten, Wissenslücken und Fragen. Haben wir es nun mit Nazis oder Rockern zu tun? Was sind eigentlich die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen diesen beiden Szenen? Das Bündnis wusste zu Beginn nicht, welche Rolle es spielen sollte.

Die Thematik war viel schwieriger und differenzierter als sonst üblich. Deshalb folgte auch erstmal eine Phase des Informierens. Außerdem wurde dem Bündnis von Seiten der Polizei Knüppel zwischen die Beine geworfen. Der Stader Polizeipräsident Roland Brauer erklärte in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt die Aktivitäten des Bündnisses als „hinderlich“, warnte vor linken Krawallmachern und relativierte die offensichtliche Verbindung zwischen Nazi- und Rockerszene. Dieser dreiste Versuch die Aktivitäten des „Bündnisses gegen Rechts“ zu sabotieren hatte jedoch keinen Erfolg.

Anfang September 2010 fand die erste – von 11 Organisationen – getragene Aktion des Bündnisses statt. Im Rahmen einer „Info-Meile“ informierte das Bündnis über das Thema. Doch nicht nur interessierte Einwohner_innen kamen, auch die harten Jungs von Gremium MC kamen vorbei und klärten die Aktivist_innen über ihre angebliche Harmlosigkeit und die „übertriebene Aufregung“ auf. Herr Stöber – Kumpel von Stefan Silar (Herr Silar ermordete 1993 in Buxtehude einen Menschen, weil dieser sagte, Hitler sei ein großer Verbrecher gewesen) – war übrigens mit von der Partie.

Am 26. August 2010 um 14:00 Uhr findet der erste Sonntagsspaziergang zu der von Herrn Stöber erworbenen Gastwirtschaft „Zur Symphonie“ statt. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen – die an diesem Wochenende in Stade ihre Landesmitgliederversammlung durchführt – wird sich an diesem Sonntagsspaziergang beteiligen.