6. März 2010

Basisseminar #2 Bildungspolitik



Vorgestellt wurde man mit der Frage: „Was nervt dich am meisten am Bildungssystem?“ und es kamen viele Kritikpunkte zusammen, die im Rahmen des Basisseminar über Bildungspolitik aufgezählt wurden. Eine nette Runde hatte sich zusammengefunden die fast 50:50 aus SchülerInnen und Studiernden bestand. Am Anfang hielten Christian und Lia einen kleinen Vortrag über den Förderalismus im geschichtlichen und politischen Kontext. Im Kern ging es darum, dass die Bundesländer dem Staat die alleinige Macht absprechen und der Förderalismus wichtiger Bestandteil einer demokratischen Kultur ist. Bund und Länder teilen sich die Verantwortungsbereiche verschiedenster gesellschaftlicher Bereiche. Die Bildungspolitik ist durch die größte Grundgesetzänderung 2002 ausschließlich unter Länderhoheit gestellt worden, was auch unter anderem ein Grund für das chaotische Verwirklichen des Bologna-Prozesses und der Schulpolitik ist. Integraler Diskussionsbestandteil war, ob die Bildungshoheit nicht wieder Aufgabe des Bundes werden könnte und mit welchen Vor- und Nachteilen man zu rechnen hätte. Anschließend referierte Moritz sehr souverän und informativ über das Thema „Bologna – What the F***?“ und präsentierte die Geschichte, die Erklärungen und die Auswirkungen von der Vereinheitlichung der Hochschulpolitik auf das europäische Bildungssystem. Wichtig ist dabei zu sehen, dass der zentrale Gedanke von Bologna 1998 ein durchaus lobenswerter war: Die Mobilität der Studierenden im europäischen Raum zu fördern und international anerkannte Abschlüsse für alle europäischen Studierenden zu kreieren. Das dies leider nicht geschah und die Folgen für Hochschulen desaströser für den Bildungssektor waren als vorher, kam in der anschließenden Gesprächsrunde heraus, wo jeder studierende Grünling anschaulich erklären konnte, was für schreckliche Auswirkungen Bologna auf sein/ihr Studium hatte. Die stärkere Verschulung des Studiums erzögen nicht zu einem kritisch denkenden Menschen, da die Modularisierung (vergleichbar mit den Profilen in der Oberstufe) nur ein starr abzuarbeitendes Bildungsschema präsentiere, wo das „nach-links-und-rechts-schauen“, das Hereinschnuppern in weitere Themen für der/die Student/in nicht mehr realisierbar wäre. Die Amplitude des Leistungsdruckes sei stark nach oben ausgeschlagen, was auch anwesende SchülerInnen bestätigen konnten. Die Diskussion endete nach reger Beteiligung und anschließender Feedbackrunde um 23:30. Lustige Spiele waren die Folge.
Samstag, 20. Februar 2010:
Nach einem leckeren Frühstück erklärte Julia das Konzept und den Aufbau der Basisschule der GRÜNEN JUGEND. Im Mittelpunkt steht dabei das individuelle, selbstbestimmte Lernen, ohne Zwang und ohne Noten. Dieses GRÜNE-JUGEND-Konzept geht weiter als das zur „Neuen Schule“ propagierte Schulkonzept von Bündnis 90/Die Grünen. Die Basisschule enthält eine Bildungs- und keine Schulpflicht, die mindestens in einem Alter von 7-16 Jahren von jedem Kind unabhängig von Herkunft und physischen/psychischen Einschränkungen gemeinsam an einer Schule durchlebt wird. Integratives Lernen ist unabdingbar für gegenseitige Toleranz und Verständnis. Die Basisschule würde jedes Kind in seinen Interessen optimal fördern. Es folgt die Annahme, dass jedes Kind unter Anleitung einen natürlichen Lerndrang hat, der in der BasisSchule ausgelebt werden kann und es nicht dazu gezwungen werden muss. Auf der Basisschule gäbe es einen ganzen Pool an Fachkräften, die die Kinder beim Lernen begleiten: Hochmotivierte LehrerInnen, die sich darauf verständen den Kindern und Jugendlichen ein Breitbandwissen ohne Druck zu vermitteln, PädagogInnen, die die Kinder auf ihrem Bildungsweg begleiteten und sozial- sowie heilpädagogisches Personal zur Integration aller Kinder in eine Schule. Die BasisSchule ist eine demokratische Schule, sodass jede SchülerIn in einer Vollversammlung an allen Schulrelevanten Fragestellungen mitentscheiden kann. Zudem soll jedeR Einzelne entscheiden was er oder sie lernen möchte und wie viel. Um Kindern bei diesen schweren Entscheidungen zu helfen, gäbe es PädagogInnen, die mehrere Kinder aufbauend in der Schulzeit begleiten und ihnen Denk- und Lernanstöße geben. Es gibt Lernprotokolle, die die Entwicklung eines Kindes beschreibend begleiten, aber nicht mittels einer Note festlegen. Kinder dürften sich Lernauszeiten nehmen und Praktika absolvieren, wenn sie keine Lust mehr auf Theorie haben. Die SchülerInnen zu motivieren, dennoch eine breite Allgemeinbildung und einen weiten Horizont zu erlangen – und vor allem Lernen und Eigenständiges Denken zu lernen – ist die Aufgabe der PädagogInnen. In der anschließenden Diskussion, die in das Mittagessen überging, kamen verschiedene Kritikpunkte zur Sprache, u.a. das man bei der Basisschul-Theorie von einer/m perfekten SchülerIn ausgehe, d.h. ob jedes Kind/Jugendliche/r freiwillig lernt und ob es nicht einen gewissen „Zwang“ zum Allgemeinwissen geben müsste, bzw. entsprechende Richtlinien jedem Kind vermittelt werden müssten (wie es jetzt in jeder normalen Schule geschieht). Diese Punkte wurden im Laufe des Nachmittags mit viel Für und Wider kontrovers diskutiert. Doch gerade in Bezug auf die soziale Herkunft wäre dieses Schulmodell optimal, da von der Gleichheit aller Kinder ausgegangen wird und ihnen jedes Interessengebiet, sei es handwerklicher, sei es theoretischer Natur, gezeigt wird, beziehungsweise sie gewünschtes Interesse vertiefen können. Ein weiterer, wesentlicher Gesichtspunkt war die Frage, ob SchülerInnen selbst entscheiden über LehrerInnen-Entlassungen und es wurden verschiedene Theorien aufgestellt, wie dies zu handhaben sei. Als gut wurde empfunden dass die Basisschule frei von ökonomischen Zwängen das kostbare Gut „Wissen“ vermittelt. Als Gegenpunkt wurde angesprochen, dass die Basisschule in der Theorie sehr schön klänge, jedoch Theorie und Praxis gerade bei Schulen oft sehr weit auseinander klaffen würden. Allerdings wurde erwidert, dass man sich bei dem GJ-Schulkonzept an zwei praktischen Schulen, nämlich der Laborschule Bielefeld und der Glockseeschule Hannover orientiert hätte. Leider war ein/e Schüler/in dieser Schulen nicht zugegen und konnte aus unmittelbarer Praxis berichten. Aber es war ein begeisterter Juso zugegen, der der Diskussionsrunde beiwohnte, und die Details bewunderte mit welcher das Schulkonzept schon ausgearbeitet wäre und auch Tessa quiekte bei jedem Mal, als der Begriff „Basisschule“ aufkam.



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