Vom 16.02. – 18.02. 2007 veranstaltete die GRÜNE JUGEND Niedersachen in Uelzen ein Seminar über den gesellschaftlichen Wandel in der Türkei. Was ihr verpasst habt, beschreibt Steffen Mallast.
„Die Türkei auf dem Weg nach Europa“ – Und die GRÜNE JUGEND auf dem Weg nach Uelzen. So hätte das Motto lauten können dem die gut 25 Teilnehmenden aus Niedersachsen, Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein gefolgt waren. Denn bereits um 18 Uhr war die Jugendbildungsstätte in Uelzen-Oldenstadt gut gefüllt und viele sollten noch später eintrudelten.
Diejenigen, die rechtzeitig anreisten, bekamen erst einmal ein großzügiges Abendessen mit allerlei vegetarischen Brotaufstrichen sowie türkischen Fladenbrot serviert. Gegen 19:00 gab es dann eine knapp anderthalbstündige Einführung über die Grundzüge der türkischen Gesellschaft. Vorgetragen wurde diese von den „Türkeiexperten“ Helge Limburg und Ole Hilbrich, die durch mehrmonatige Türkeiaufenthalte weitreichende Erfahrungen sammeln konnten. Zum Ausklang wurde abends noch der Film „Babam ve oğlum“ gezeigt, der von den Problemen eines in die Stadt gezogenen und nach Jahren zurückgekehrten Dorfbewohners handelt.
Der Samstagvormittag begann etwas später als geplant.
Ahmet Güler, der Vorstandsvorsitzender des Bundes Türkisch Europäischer Unternehmer/-innen war gekommen, um in einem Vortrag über den Reformprozess innerhalb der Türkei zu berichten. Außerdem gab er einen weit reichenden Einblick in den aktuellen Stand der EU-Beitrittsverhandlungen. Die anschließende Diskussion wurde noch beim Mittagessen weitergeführt. Dieses war in stundenlanger Kleinarbeit gemeinsam zubereitet worden. Es gab einen sehr leckeren türkischen Gemüseeintopf namens Türlü.
Nach dem Essen waren dann wieder Helge und Ole aktiv, die uns über den leider immer noch aktuellen Zypern-Konflikt berichteten. Auf ein weiteres Problem machte uns Dr. Kamal Sido aufmerksam. Er ist Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker und berichtete uns über die „Menschen- und Minderheitenrechte in der Türkei“ wobei er ausführlich auf die kurdische Minderheit einging. Im Gegensatz zu Ahmet Güler vertrat er einen eher beitrittskritischen Standpunkt.
Nach dem Abendessen startete das Planspiel „EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei“.
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekam die Rolle eines Staatsoberhauptes eines der beteiligten Staaten. Außerdem gab es VerhandlungsführerInnen sowie mehrere JournalistInnen. In der ersten Runde des Planspiels zogen sich alle Beteiligten zurück, um innerhalb ihrer Interessensgemeinschaft die Standpunkte abzuklären. Eine anschließende heitere „Pressekonferenz“ leitete den Abend ein und führte über zu einer Party die noch Stunden nach Mitternacht die Menschen wach halten sollte.
Das sonntägliche Frühstück war deutlich zu früh angesetzt und so war es nicht verwunderlich, dass die zweite Runde des Planspiels etwas nach hinten verschoben werden musste.
Zu einer wirklichen Einigung kam es auch in der zweiten Runde nicht, von Seiten der EU wurde allerdings Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Auf der Pressekonferenz verkündete der finnische Chefberater allerdings den Beitritt der Türkei zur EU und bekräftigte seine Freundschaft zum türkischen Verhandlungspartner. Daraufhin wurde dieser von den EU-Ministern entlassen und zog sich mit dem türkischem Verhandlungsführer in die Sauna zurück.
Ein Feedback über den Verlauf der Beitrittsgespräche sowie eine allgemeine Diskussion zum Planspiel füllten die Zeit bis zum Mittagessen.
Danach war aufräumen angesagt und die Ersten Teilnehmenden reisten ab. Leider fuhren am Sonntag keine Busse, sodass sich alle zu Fuß auf den knapp fünf Kilometerweiten Weg machen mussten.
Doch diese Strapazen nahm JedeR gerne aufsich, angesicht eines solch geilen Wochenendes.
Ein Bericht von: Steffen Mallast (Ortsgruppe Hannover)