Orangen in Göttingen

Ein wunderschöner Donnerstagnachmittag in Göttingen.
Die ersten Frühlingsstrahlen lassen die Straßencafés aufblühen, die Menschen strömen in Massen in die Fußgängerzone.
Dem hemmungslosen Konsumrausch stünde nichts im Wege, wären da nicht die Orangen. Die Orangen?
Ja, am Gänseliesel, dem zentralen Treffpunkt der Innenstadt, hängen überall Orangen. Orangen werden verschenkt, es gibt Orangenmuffins zu gewinnen und an einer langen Leine hängen viele Fotos auf denen das Leben rund um die Orange zu sehen ist.
Die Fotoausstellung „Der bittere Geschmack von Apfelsinen“ von fotofraxia-Athen erzählt von der Orangenernte in Griechenland, in der vor allem Flüchtlinge aus Afghanistan tätig sind. „In Griechenland erhalten PlantagenarbeiterInnen als Lohn nur 1,6 Cent pro Kilo geernteter Orangen. Vergleichbare Hungerlöhne werden in den riesigen, weitgehend durchindustrialisierten Treibhausplantagen in Südspanien bezahlt.
Dort sind es nicht nur ArbeitsmigrantInnen aus Afrika, sondern auch SaisonarbeiterInnen aus Osteuropa, welche unter geradezu unglaublichen Bedingungen für die europäischen Märkte ackern“, heißt es in den dazu verteilten Informationen.
Nach Göttingen gekommen sind die Fotos mit der Infotour „G8 und Landwirtschaft“. Während dieser Tour versuchen Landwirte und AktivistInnen plastische und praktische Kritik an der globalen Landwirtschaft zu äußern, die mensch auch versteht, ohne je von IWF-Strukturanpassungsprogramme, patentiertes Saatgut, Landvertreibungen oder Dumping gehört zu haben. Als die Tour am 8. März in Göttingen halt machte, wurde der Protest der InfotourerInnen von über zehn verschiedenen Gruppen unterstützt, die den nahenden G8-Gipfel und den Weltfrauentag zum Anlass nahmen Passanten zu informieren. Die GRÜNE JUGEND Göttingen war mit eigenem Stand vertreten und verteilte selbst entworfene Flyer, die über den G8-Gipfel informieren. Außerdem veranstalteten wir ein Spiel, bei denen Passanten für ihr Wissen über den geplanten Gipfel leckere vegane Muffins gewinnen konnten. Die Grüne Hochschulgruppe zeigte wie viel Wasser zu Herstellung unterschiedlicher Waren verbraucht wird. B.U.N.D. klärte über die Folgen der Gentechnik auf. Das Frauenforum Göttingen wusste mit Theater- „Szenen aus dem Alltag“ zu begeistern. Die Vokü sorgte fürs leibliche Wohl.
Das bunte Treiben ließ viele Menschen erkennen, wie viel Spaß politischer Protest machen kann und wie wichtig es ist, dass jedeR ihren(seinen) Teil dazu beiträgt. Den AktivistInnen bleibt die Hoffnung, Menschen überzeugen zu können, demnächst gleich aktiv zu werden, statt willkürlich shoppen zu gehen.
Artikel von: Christoph Müller, IGEL-Redakteur und Mitglied der GJ-Göttingen