Bewerbungsrede Sven-Christian Kindler

Sven wurde auf dem grünen Parteitag in Melle für die GRÜNE JUGEND Niedersachsen mit überwältigender Mehrheit in den Parteirat gewählt. Hier ist seine Bewerbungsrede.

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Freundinnen und Freunde,

Die Jugend ist unsere Zukunft. Wir müssen mehr in unseren Nachwuchs investieren. Und immer wieder Bildung, Bildung, Bildung. Als junger Mensch könnte man fast denken, wir seien wichtig. He, die da oben kümmern sich ja um mich. Doch wie sieht es in der Realität aus? Das Gerede um Jugend und Bildung bleibt nicht mehr, als das was ist: Hohle und inhaltlose Phrasen. Tausende Jugendliche in Niedersachsen haben keinen Ausbildungsplatz, die Studierenden müssen sich für ihre Bildung verschulden, Berufsanhänger absolvieren Ausbeuterpraktika oder hängen in der Hartz 4-Warteschleife, sprich die Zukunft von vielen Jugendlichen sieht düster aus. Doch der Wirtschaft und der Landesregierung ist das egal. Nein nicht egal. Schlimmer, die Perspektivlosigkeit der Jugend ist gewollt und die politische Verantwortung dafür trägt niemand anders als die jetzige neoliberale Landeregierung.
Doch erst möchte kurz etwas zu meiner Person erzählen: Ich bin 21 Jahre jung und absolviere zur Zeit ein duales Studium mit Kombination einer Ausbildung zum Betriebswirt bei einem multinationalen Konzern. Bei der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen bin ich schon ziemlich lange aktiv, u.a. war ich zwei Jahre in der IGEL-Redaktion und bin jetzt seit März im Landesvorstand als Schatzmeister tätig. Dazu engagiere ich mich im Parteirat des KV Hannovers. Ich kandidiere heute für den Parteirat, um die GRÜNE JUGEND stärker mit der Partei auch zu vernetzen. Dabei geht es mir, wie der GJ insgesamt nicht um bloße Anbiederung, sondern einen konstruktiv kritischen Kurs gegenüber unser „Mutterpartei“. Eine starke GJ, die aktiv in der Partei, kann meiner Meinung für die Grünen nur von Vorteil.

Denn, liebe Freundinnen und Freunde,

Sprechen wirs ruhig aus: Der demographische Wandel macht auch bei den Grünen nicht halt – Doch keine Bange der Nachwuchs steht bereit. Bei der Kommunalwahl konnten wir sehen, wie viele junge Kandidatinnen sich für Grüne Politik begeistern können. So schön der Erfolg vieler GRÜNE JUGEND Räte ist, bei den Grünen muss es bei der Partizipation der Jugend noch weiter gehen. Spitzengremien und Parlamentsplätze müssen auch für junge Menschen erreichbar sein, damit es auch in Zukunft engagierte Streiterinnen für ökologische, soziale und gewaltfreie Politik gibt.
Thematisch möchte ich im Parteirat mich vor allem für die Belange junger Menschen einsetzen. Hier komme ich wieder zu unsozialen Politik der Landeregierung zurück und möchte auf zwei Punkte, die Hochschulpolitik und Ausbildungssituation, besonders eingehen: Jetzt im Oktober wurden für alle Erstsemester Studiengebühren eingeführt. Im April werden dann alle Studierenden zur Kasse gebeten. Christian Wulff meint noch im Februar: „Bildung ist der entscheidende Zukunftsfaktor für jeden einzelnen, aber auch für unser ganzes Land.“ Richtig, Herr Ministerpräsident, aber trotzdem bleibt es pure Heuchelei. Denn wenn Bildung so wichtig ist, warum werden dann vor allem sozial Schwache ein Studium massiv erschwert, indem Hochschulbildung jetzt wieder vom Geldbeutel der Eltern abhängt?
Und was machen jetzt die vielen Abiturienten, die sich fürs Studium nicht verschulden wollen? Sie bewerben sich für eine betriebliche Ausbildung, womit es für Schülerinnen von der Realschule und gerade der Hauptschule die Chance noch geringer wird eine Ausbildung ihrer Wahl zu erhalten. Denn wie sieht schon seit Jahren auf dem niedersächsischen Ausbildungsmarkt aus? Leider sieht es schlecht aus. Immer weniger Jugendliche erhalten eine betriebliche Ausbildung, viele werden in Praktika und sinnlose Computerkurse abgeschoben oder landen im schlimmsten Fall in der Jugendarbeitslosigkeit. Wir müssen feststellen der niedersächsische Ausbildugspakt ist grandios gescheitert. Dabei geht es der Wirtschaft, insbesondere den Großunternehmen, nicht so schlecht, wie sie immer jammern. Die Hälfte – ja richtig, die Hälfte – der Unternehmen, die es sich wirtschaftlich leisten könnte auszubilden, drückt sich vor ihrer sozialen Verantwortung. Das ist ein ganz krasses Marktversagen, wo der Staat verpflichtet ist einzugreifen. In der sonst eher wirtschaftlich angespannten Baubranche wird seit Jahren erfolgreich eine Ausbildungsplatzumlage praktiziert. Auf alle Branchen, in denen zu wenig ausgebildet wird, müssen wir die Umlage jetzt zum Wohle der Jugend und auch der ausbildenden Firmen ausweiten. Und ich komme jetzt auch zum Schluss und zitiere nochmal den Ministerpräsident, der beim Jugendhilfetag in Hannover meinte: „Wir können es uns in einer alternden Gesellschaft nicht leisten, auch nur einen der Jugendlichen zurückzulassen.“ Richtig Herr Wulff, nur dann lassen Sie ihren Ankündigungen jetzt endlich auch Taten folgen, anstatt nicht nur einen sondern tausende Jugendliche in Niedersachsen zurückzulassen und auszugrenzen. Herr Wulff, stoppen Sie ihre unsoziale, neoliberale Politik!