17. Juni 2006

Fair Play heißt Fair Pay!



Die GRÜNE JUGEND Hannover protestiert zusammen mit Delegierten des Bundesausschusses gegen die Ausbeutung von Näherinnen bei Adidas, Nike & Co und klärt mit einer Torwandaktion und Infomaterial über die Alternativen des fairen Handels auf. Ein Bericht von Sven-Christian Kindler.

Ganz Deutschland versinkt derzeit in einem Fahnenmeer. Dazu noch Mützen, Trikots, Schals, Fußbälle, mit denen die Fans der verschiedensten Nationalitäten derzeit zur WM die Stadien und Innenstädte mit Farbe und Leben füllen. Und wo werden diese Fanartikel hergestellt? Jetzt mal ernsthaft, wen interessiert das denn? Es grassiert das höchst ansteckende WM-Fieber. Da wird angefeuert, getrunken und hemmungslos rumgegröllt. Kritisch nachdenken oder gar sich mit Politik beschäftigen? Lieber nicht, wir sind FIFA-Weltmeisterschaft 2006.
Doch nicht so die GRÜNEN JUGEND. Die Basisgruppe Hannover hat zum WM-Spiel Mexiko – Angola in der Lister Meile in der Nähe des Bahnhofes eine öffentlichkeitswirksame Aktion zu fairer Kleidung durchgeführt, bei der auch viele Delegierte des Bundessauschusses der GRÜNEN JUGEND, der gleichzeitig in Hannover tagte, teilgenommen haben. Denn uns interessiert, wie und wo die Fankleidung hergestellt!

Ausgebeutet und trotzdem bitterarm!

Mit dem Flyer Fair Play -Fair Pay auf den Sprachen Deutsch, Englisch und Portugisisch machte die GRÜNE JUGEND Hannover auf die menschenunwürdigen Arbeitbedingungen der Näherinnen aufmerksam. Während die großen Sportartikelfirmen Adidas, Nike, Reebok & Co. zur Weltmeisterschaft einen gigantischen Umsatz machen, denken sie nicht im Geringsten daran ihren ArbeiterInnen, welche die Grundlage für ihre Riesengewinne schaffen, etwas abzugeben. Bis zu 16-Stunden-Tage, unbezahlte Überstunden, sexuelle Belästigungen und Löhne unter Existenzminimum sind die brutalen Bedingungen unter denen die Näherinnen für die Sportartikelmultis produzieren müssen. Versuchen die abhängig Beschäftigten sich dagegen zu wehren, greifen die Firmen zu harten Mitteln. So geschehen im Fall desAdidas- Zulieferbetriebes Hermosa in El Salvador. Als die überwiegend weiblichen Arbeitskräfte eine Betriebsgewerkschaft gründen, wird die Fabrik geschlossen und auf die ausstehenden Löhne werden nicht ausgezahlt. Aufgedeckt und publik gemacht hat das die Kampagne für Saubere Kleidung, die schon seit längerem versucht Adidas und andere Ausbeuterfirmen unter Druck zu setzen, damit die Konzerne endlich faire Arbeitsverhältnisse für seine Näherinnen schafft.

Eine andere Kleidung ist möglich

Die Hauptattraktion am Stand war eindeutig das Torwandschießen – natürlich mit fairen Gepa-Bällen. Kleine Kinder, aufgeregte Mexikofans, frisch gebackene AbiturientInnen auf Partytour und fußballbegeisterte Junggrüne – alle wollten sie den Ball durch die Löcher im Netz versenken. Doch auch wenn nur die wenigsten trafen, erhielten alle als kleines Geschenk fair gehandelte Gummibärchen und konnten sich mit soviel Infomaterial eindecken wie sie tragen konnten.
Die von einem professionellen Graffitikünstler gesprayte Torwand wurde uns freundlicherweise von JANUN, dem Jugendumweltnetzwerk Niedersachsens bereitgestellt, das durch ganz Niedersachsen damit getourt ist, um einerseits über die katastrophalen Produktionsbedingungen aufzuklären und andererseits auch Alternativen aufzuzeigen.
Denn es gibt Möglichkeiten halbwegs fair Klamotten und Schuhe einzukaufen. Erstmal ist es kritisch zu hinterfragen, ob ich wirklich noch die achte stonewashed Jeans mit zerissenen Arschtaschen oder das zwöfte Paar Lederstiefel mit Dreizehn Zentimter Absätzen brauche? „Powershoppen“ zum Zeitvertreib nur um den Nachmittag zu verbringen mag nett und lustig sein, ökologisch, verantwortungsbewusst oder ethisch korrekt ist es nicht
Neben einem überlegten Konsum gibt es auch noch die Möglichkeit Kleidung second-hand im Laden oder per ebay einzukaufen. Die Anziehsachen werden wiederverwertet, die Näherinnen müssen dafür nicht ausgebeutet werden und ein individueller Stil jenseits vom H&M- Einheitsbrei ist auch garantiert.
Und auch faire neu hergestellte Kleidung ist, wenn auch zaghaft, im Kommen. ObLamulamu, American Apparal oder Hess Natur. Es gibt bereits heute gut aussehende Alternativen zu der konventionellen „schmutzigen“ Kleidung, ohne die es leider heute trotzdem noch nicht komplett möglich ist sich vernünftig einzukleiden. Das Angebot an fairer Kleidung ist noch zu klein. Doch wir können gemeinsam versuchen das zu ändern. Durch mehr Druck auf die Firmen. Durch mehr Second-hand. Durch mehr bewussteren Konsum – weniger Kleidung aus Ausbeutung, mehr aus fairem Handel. JedeR Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen. Und wie sieht´s bei dir aus? Shoppst du noch, oder fairänderst du schon?
Sven-Christian Kindler, 21, ist Redakteur beim SPUNK und trägt bei jedem Wetter seine Black Spot Sneaker.

Siehe auch:

Kampagne für Saubere Kleidung
WM-Kampagne der christlichen Initiative Romero
Fair Play -Fair Pay GRÜNE JUGEND Flyer zur Aktion



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