Frauen in der Wirtschaft- ein Blick in die Statistik

Von Gender Pay Gap bis Beschäftigungsquote. Dörthe Wiechers erklärt die wichtigsten genderpolitischen Statistiken.

Aufschlüsselung des Arbeitsmarktes nach Geschlecht:

Die Bundesagentur für Arbeit gibt jeden Monat die aktuellen Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt bekannt. Schlüsselt man die Zahlen nach Geschlecht auf, lassen sich trotz aller Maßnahmen zur Förderung der Frauen in der Wirtschaft weiterhin Unterschiede feststellen.

Unterschiede in der Nachfrage nach Arbeitsplätzen

So liegt die Beschäftigungsquote (Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter an der Bevölkerung im Alter von 15-65) von Frauen mit 46,1 % im Januar 2009 knapp neun Prozent unter der der Männer (54,7 %). Betrachtet man das Arbeitskräfteangebot so liegt die Erwerbsquote von Frauen von 15 bis 65 Jahren noch deutlicher unter der der Männer (12,2 % Unterschied). Für die 15-25 Jährigen liegt der Unterschied zwischen den Geschlechtern jedoch bei nur 6 %, während er bei den 50-65 Jährigen sogar bei 15,3 % liegt. Gesellschaftlich fest verankerte Rollenbilder, die dem Mann die Rolle des Ernährers und der Frau die Rolle der Zuverdienerin zuweisen, können also auch an den Arbeitsmarktzahlen nachvollzogen werden. Interessant ist aber die Dynamik. So hat im Jahresvergleich 1993-2007 das Arbeitskräfteangebot bei Männern lange Zeit stagnierte und seit 2004 in der Zeit des Wirtschaftsaufschwungs um weniger als 2 % zugenommen, während bei den Frauen eine Zunahme von 8,6 % vorliegt.

Unterschiede in der Art der Beschäftigung

Während es kaum noch Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Qualifikation gibt, so unterscheidet sich die Art der Beschäftigung doch erheblich. Frauen sind zu zwei Dritteln in Vollzeit, zu einem Drittel in Teilzeit beschäftigt. Bei Männern üben nur 5,5 % der Beschäftigten eine Teilzeitbeschäftigung aus. Neu geschaffene Stellen sind bei den Männern in erster Linie Vollzeit-, bei den Frauen vor allem Teilzeitstellen. Sieht man jedoch auf die Prozentzahlen, kann gesagt werden, dass es eine allgemeine Tendenz zu mehr Teilzeitbeschäftigung gibt (+4,6 % bei den Frauen, +5,8 bei den Männern- Vollzeit +1,5 bei den Frauen, +1,8 % bei den Männern). Ein ähnliches Bild findet sich bei den sogenannten Minijobs, der geringfügig entlohnten Beschäftigung. 2/3 aller Geringfügig Beschäftigten sind Frauen. Wobei der Zuwachs von 2007 zu 2008 bei den Männern etwas größer war als bei den Frauen (0,1 zu +0,3). Nebenjobs in annähernd gleichem Maße von Frauen und Männern ausgeübt (1,25 Mio. Frauen, 955000 Männer), wobei eine Zunahme dieser Tätigkeiten um fast acht Prozent im vergangenen Jahr zu beobachten war.

Unterschiede bei den Ursachen von Arbeitslosigkeit

Frauen sind per se nicht häufiger arbeitslos als Männer. Ihr Anteil an den Langzeitarbeitslosen (hier mehr als 12 Monate arbeitslos) ist jedoch mit 34,6 % zu 26,6 % wesentlich höher als der der Männer. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass BerufsrückkehrerInnen und Alleinerziehende, die als Risikogruppen gelten, in erster Linie Frauen sind. Während nur 1 % der arbeitslosen Männer alleinerziehend ist, trifft dies auf 16,2 % der arbeitslosen Frauen zu. Auch die bei 24,5 % der arbeitslosen Frauen, aber nur 1,8 % der Männer vorgenommene Beschränkung auf Teilzeitarbeit kann ein Beschäftigungshindernis sein.

Frauen als Adressaten aktiver Arbeitsmarktpolitik

Während mehr als 50 % aller arbeitslosen Frauen Beratungs- und Unterstützungsleistungen bei der Arbeitssuche in Anspruch nehmen und noch 49,2 % Qualifizierungsangebote, fällt die Beteiligung bei anderen Maßnahmen hinter der der Männer zurück. Zu nennen sind hier insbesondere Maßnahmen zur Förderung der Selbstständigkeit, die im vergangenen Jahr mehr als 30 % an Teilnehmerinnen einbüßten. Dies hängt eng mit der strukturellen Verankerung der Arbeitslosigkeit zusammen, die sich auch darin zeigt, dass Frauen tendenziell länger von der Arbeitsagentur betreut werden (39,3 zu 32 Wochen) und häufiger in eine Nichterwerbstätigkeit übergehen als Männer (41 zu 36,2 %). Es wurde jedoch auch festgestellt, dass 2008 die Arbeitslosigkeit von Frauen im Bereich des SGBIII (Arbeitslosengeld I) um 10 % im Vergleich zu 2007 abgenommen hat, während die Arbeitslosigkeit von Männern um fast 15 % zunahm. Bei den Hartz IV-Fällen hat es nur eine etwas stärkere Abnahme bei den Frauen im Vergleich zu den Männern gegeben (-8,6 zu -7,9 %).

Frauen als Gewinnerinnen des Strukturwandels der Wirtschaft?

Die Statistik unterscheidet grob drei Wirtschaftssektoren. Die Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei, welche den primären Sektor ausmachen. Das produzierende Gewerbe im sekundären Sektor und die Dienstleistungen welche den tertiären Sektor ausmachen. Mitunter wird als vierter Sektor noch die Informationswirtschaft ins Spiel gebracht, wobei diese Aufteilung strittig ist, da z. B. die Softwareentwicklung auch als Dienstleistung gewertet werden kann. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft stagniert seit langem bei unter 3 % der Erwerbstätigen. Der Anteil an Frauen beträgt dabei weniger als ein Drittel, sieht man von den mithelfenden Familienangehörigen, die zu 63 % weiblich sind einmal ab. Auch das produzierende Gewerbe hat von 1992 zu 2007 noch einmal fast 5 % der Beschäftigten verloren. Abgesehen von der Textil- und Speiseverarbeitung wurde der sekundäre Sektor von Männern dominiert. Der Bereich der Dienstleistungen worunter sowohl Handel, Verwaltung, Gesundheits- und Erziehungswesen als auch sonstige öffentliche und private Dienstleistungen fallen hat sich im vergangenen Jahrzehnt weiter positiv entwickelt und ist im Hinblick auf das Beschäftigungspotential fast dreimal so bedeutsam wie das produzierende Gewerbe. Da die Struktur des produzierenden Gewerbes mit den Fabriken und Großunternehmen sich jedoch stark von der des Dienstleistungssektors, wo kleine und mittlere Unternehmen den Eindruck bestimmen unterscheidet, wird die aktuelle Wirtschaftskrise vor allem im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf Großunternehmen analysiert. Im sekundären Sektor besteht eine hohe Abhängigkeit von Exporten. Die Beschäftigung ist dort in hohem Maße konjunkturabhängig, während die Krise sich erst allmählich im Dienstleistungsbereich bemerkbar macht. Geradezu unabhängig von Krisenphänomenen sind vor allem beschäftigte Frauen, die beispielsweise mehr als 80 % der Beschäftigten im Gesundheitswesen stellen. Durch die Alterung der Gesellschaft wird der Arbeitskräftebedarf hier weiter steigen. Im Erziehungsbereich sind knapp zwei Drittel der Beschäftigten weiblich in der Verwaltung sind es gut 60 %.
Für die Arbeitsbedingungen unter denen Frauen arbeiten, ist jedoch auch relevant, inwieweit sie diese beeinflussen können. Angesichts des geringen Anteils von Frauen an der Berufsgruppe der UnternehmerInnen (35,8 bzw. 22,4 % auf Geschäftsbereichsebene) im Vergleich zu über 70 % im Bereich der Bürofachkräfte und des Reinigungspersonals ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer deutlichen Besserstellung kommen wird. Auch der Frauenanteil unter Fachkräften wie Ingenieuren, Technikern und Naturwissenschaftlern liegt weit unter unter einem Drittel, so dass davon auszugehen ist, dass das Phänomen des nach Geschlechtern abgegrenzten Arbeitsmarktes weiter erhalten bleibt.

Quellenverweise zum Nachlesen:

Bundesagentur für Arbeit (2009): Analytikreport der Statistik-Analyse des Arbeitsmarktes für Frauen und Männer Januar 2009, unter:www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/000200/html/analytik/gender-analytikreport_2009-01.pdf.
Statistisches Bundesamt (2008): Statistisches Jahrbuch 2008, Kapitel 3 „Arbeitsmarkt“ , unter:www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/SharedContent/Oeffentlich/AI/IC/Publikationen/Jahrbuch/Arbeitsmarkt,property=file.pdf.
Statistisches Bundesamt (2008): Datenreport 2008, Kapitel 5, Arbeitsmarkt und Erwerbstätigkeit, unter:www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Querschnittsveroeffentlichungen/Datenreport/Downloads/Datenreport2008Arbeitsmarkt,property=file.pdf.