Go abroad: Freiwilligendienste im Ausland stärken

Nach dem Schulabschluss suchen viele AbsolventInnen eine Möglichkeit, die Zeit bis zum Beginn einer Ausbildung/eines Studiums zu überbrücken. Das hat viele Gründe: Während die einen nicht von Bildungsinstitution zu Bildungsinstitution springen möchten, wissen andere noch nicht genau, was sie in ihrem weiteren Leben tun möchten und engagieren sich zunächst. Viele junge Menschen, die die Schule verlassen, entscheiden sich für einen Freiwilligendienst im Ausland. Die Motivationen dafür sind sehr unterschiedlich. Viele sehen darin die Chance, ihre eigene Persönlichkeit zu bereichern und suchen nach Erfahrungen und neuen Herausforderungen im Ausland. Viele möchten weit weg von zu Hause andere Kulturen kennen- und neue Sprachen erlernen. Doch auch der Wille, die Welt so zu verbessern, spielt häufig eine Rolle.
Freiwilligendienste
Freiwilligendienste sind so unterschiedlich wie Menschen selbst. Es gibt diverse Entsendeorganisationen, deren Entsendeorte sich über den Globus streuen. Von dem an Deutschland grenzenden Frankreich bis nach Südafrika, China, Russland und Südamerika ist alles dabei. Wo mensch hin möchte, entscheidet mensch selbst und an der Auswahl wird es nicht mangeln.
Ebenso ergeht es den Freiwilligen mit ihren Tätigkeiten. „Eine alte Lagerhalle renovieren, umbauen, ein Jugendzentrum einrichten und als BeutreuerIn arbeiten,“ beschreibt eine Organisation eine Option, die andere bietet die Möglichkeit, einen Park zu gestalten. In einer kleinen Schule Sprachunterricht geben oder Büroarbeit in einer Organisation zu erledigen sind weitere Tätigkeiten, denen einE FreiwilligeR nachgehen kann. Doch unabhängig davon, wo mensch was tut: Freiwilliges Engagement tut einem/einer selbst gut. Beim Freiwilligendienst kommt mensch aus dem Lebensalltag der Schule heraus, erlebt etwas Neues und tut Sinnvolles. Ein Freiwilligendienst im Ausland ist eine Chance für jedeN FreiwilligeN, bei dem die eigene Persönlichkeit durch wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse bereichert wird.
Einheitliche Richtlinien schaffen
Über welch eine Zeitdauer ein Freiwilligendienst im Ausland geht und unter welchen Bedingungen er stattfindet, ist immer von der jeweiligen Entsendeorganisation abhängig und sehr verschieden. Aus diesen Gründen gibt es gegenwärtig verschiedenste Richtlinien, die festlegen, unter welchen Voraussetzungen ein Freiwilligendienst finanziell gefördert wird. Diese sind für die meisten jungen Menschen nur schwer zu durchschauen. Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen fordert daher, eine einheitliche Richtlinie für Freiwilligendienste im Ausland zu etablieren, die die bisherigen Richtlinien (FSJ i. A., AdiA, weltwärts etc.) ersetzt. Diese Richtlinie soll einheitliche Bestimmungen darüber beinhalten, unter welchen Voraussetzungen ein Freiwilligendienst finanziell gefördert wird.
Voraussetzungen verbessern
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen unterstützt Freiwilligendienste, die die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

  • eine gute Vorbereitung und Betreuung der Freiwilligen durch die Trägerorganisation
  • Reflexionsmöglichkeiten über den Dienst für die Freiwilligen
  • Beinhaltung einer Austauschkomponente
  • die Garantie, dass die Freiwilligen für den lokalen Arbeitsmarkt keine Konkurrenz darstellen.

Die Freiwilligendienste sollen wie bisher durch anerkannte Trägerorganisationen vorbereitet und durchgeführt werden, die dafür bei Einhaltung der Kriterien die finanzielle Förderung erhalten.
Die Kosten der Freiwilligendienste zählen zur Zeit noch als Entwicklungshilfen, da davon ausgegangen wird, dass deutsche Freiwillige im Ausland Entwicklungshilfe leisten. Das impliziert somit, dass „ärmeren“ und „nicht entwickelten“ Ländern geholfen wird, die diese Aufgabe nicht selbstständig bewältigen können. Als GRÜNE JUGEND Niedersachen stellen wir die eurozentristische Auffassung von Entwicklung in Frage und lehnen es ab, europäische Lebensweisen und Werte absolut zu setzen. Deshalb fordern wird, dass die Kosten für Freiwilligendienste in Zukunft nicht mehr als Entwicklungshilfe zählen, sondern als Bildungsmaßnahme für Jugendliche gelten, da sie genau dies sind.
Vorbereitung
Die Vorbereitung sollte neben der Thematisierung von persönlichen, kulturellen, sozialen und tätigkeitsbezogenen Problemen außerdem die kritische Auseinandersetzung mit dem System Freiwilligendienst sowie die Thematisierung von unterbewussten und bewussten rassistischen und neokolonialistischen Denkstrukturen leisten. Deshalb sollte solchen Denkmustern präventiv entgegengewirkt werden.
Weg vom Mythos des „Wir retten die Welt“!
Den Plan vieler Menschen, die Welt mal eben innerhalb eines Jahres zu retten, halten wir abgesehen davon, dass er höchst arrogant ist, für irrsinnig und falsch. Dies kann einE FreiwilligeR nicht, und sie/er kann auch eine Kultur nicht dahingehend verändern, dass sie den willkürlichen europäischen Idealen entspricht. EinE FreiwilligeR kann im Ausland jedoch reichlich lernen und damit in ihrem/seinem sozialen Umfeld durch Erfahrungsberichte und neue Erkenntnisse viel bewegen und verändern. Dies sollte allen Freiwilligen bewusst sein. Der Frage, wer von dem Dienst profitiert hat, sollte während der Nachbereitung nachgegangen werden. Wir glauben nämlich, dass nicht nur eine Seite von dem Freiwilligendienst Vorteile zieht.
Freiwilligendienste für Nicht- Deutsche in Deutschland ermöglichen
Die Austauschkomponente ist existenziell für das ganze Programm. Wenn nur Deutsche in die Welt gehen, um zu lernen, lehnen wir dies ab. Kultureller Austausch beruht immer auf Gegenseitigkeit. Das bedeutet, dass wir auch Menschen aus anderen Ländern dazu einladen, bei uns als Freiwillige zu lernen. Wir fordern, dass pro entsandteR/M FreiwilligeR/M die Arbeit eineR/S Freiwilligen aus dem globalen Süden in der Bundesrepublik gefördert wird. Dieser Dienst muss dem Freiwilligendienst deutscher Jugendlicher gleichgestellt sein und mindestens die Hälfte am Fördervolumen ausmachen.
Freiwilligendienst für alle!
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen kritisiert, dass Freiwilligendienste fast ausschließlich von Menschen, die gerade das Abitur erworben haben, absolviert werden. Das Angebot des Freiwilligendienstes darf nicht abhängig vom Schulabschluss sein. Wir wollen, dass sich das Angebot genauso an NichtabiturientInnen richtet, die bisher bei allen Varianten des Freiwilligendienstes stark unterrepräsentiert sind. Wer freiwillig etwas tun möchte, darf nicht daran gehindert, weil er/sie die „falsche“ Schulform besucht hat. Für uns steht fest: Freiwilligendienst ist für alle da, freiwilliges Engagement im Gemeinwesen kennt keine Grenzen!
Gesellschaftliche Anerkennung
Nachdem junge Erwachsene eine bestimmte Zeit dieser freiwilligen Tätigkeit nachgegangen sind, sollte der Freiwilligendienst gesellschaftlich gewürdigt werden. Das bedeutet, dass er auch hinsichtlich der Zugangsvoraussetzungen für Ausbildungs- oder Studienplätze anerkannt wird.