12. November 2008

Castor 08 – die Anti-Atom Bewegung lebt weiter



Die Proteste gegen den Castor Transport sind wieder stark geworden. Eine junge neue Generation von AktivistInnen streitet an der Seite der alten Generation.

Samstag, 8. November
Ein Meer aus grünen und GRÜNE JUGEND Fahnen weht bei der Großdemonstration gegen den diesjährigen Castortransport. Gesine Agena, aus dem Bundesvorstand ist mit dabei. Gemeinsam mit 25 weiteren GRÜNE JUGEND BerlinerInnen ist sie mit einen der vielen Busse gekommen. „Das Märchen, Atomenergie sei eine saubere und ökologische Energie, dürfen wir nicht glauben und nicht zulassen, dass die Atomlobby und ihre VertreterInnen im Parlament die Debatte über den Ausstieg aus dem Ausstieg weiter vorantreiben. Atomenergie birgt nicht nur ein unglaublich hohes Risiko, sie ist auch teuer und die Frage der Endlagerung des hochradioaktiven Mülls ist ungeklärt. Der Müll in den Zwischenlagern und die Atomkraftwerke selbst strahlen jetzt schon und das Krebsrisiko der Menschen, die im Umfeld leben, ist höher als in anderen Gegenden. Darum haben wir mit unseren Protesten gegen den Castor-Transport nach Gorleben ein Zeichen gesetzt gegen diese Wahnsinns-Technologie und für Erneuerbare Energien.“

Hunderte GRÜNE JUGEND-AktivistInnen sind auf der Demo, viele bleiben, um zu blockieren. Der ehemalige GJ-Sprecher Jan Philipp Albrecht aus Wolfenbüttel erklärt: „Spätestens jetzt ist allen klar: Die katastrophalen Zustände in der Asse sind der klare Beweis, dass eine sichere Endlagerung auf lange Sicht nicht garantiert werden kann. Die Asse war der Prototyp für Gorleben und ist als Endlager ungeignet. Das wissen nicht nur die vielen Menschen, die hier gekommen sind, sondern beweisen auch viele Wissenschaftler. Eine eine Vorfestlegung durch die sinnlosen Castor-Transporte nehmen wir deshalb nicht Kauf. Atomkraft ohne Endlager ist wie ein Flugzeug ohne Landebahn!“ Die Blockaden beginnen direkt nach der Demo. Vor dem Tor des Zwischenlagers in Gorleben lassen sich 400 Menschen nieder. Organisiert von „X-tausendmal-quer“. Immer mehr Menschen holen sich ihre Schlafsäcke und Isomatten aus den Camps und legen sich auf die Straße. Vokü, Dixi Klos, Lautiwagen, Erste-Hilfedecken… schnell wird eine Infrastruktur aufgebaut. Gegen die Kälte der Nacht kann Mensch sich schützen, gegen den strahlenden Atommüll nicht. Und deswegen macht es vielen nichts aus auf der Straße blockierend zu übernächtigen.

Sonntag, 9. November
Nicht nur auf der Straße demonstrierten AktivistInnen gegen Atomkraft und den Castor-Transport. Auf der gesamten Fahrtstrecke fanden Protestaktionen statt. Sven Christian Kindler, Sprecher der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen, saß zweimal bei Harlingen zwischen Lüneburg und Dannenberg mit 150 AtomkraftgegnerInnen bei Aktionen von „WiderSetzen“ auf der Schiene: „Wir haben uns auf den Bahngleisen dem Castor entgegengestellt, weil es um unser Leben geht. Wir wollen keine verstrahlte Zukunft, sondern streiten für eine solare Weltwirtschaft.“
Auf der Straßenblockade vor dem Tor werden den Sonntag über Hütten gebaut, Planen gespannt gegen den Regen und Strohbetten gegen die Kälte der nächsten Nacht eingerichtet. Unweit der Sitzblockade hat Robin Wood über die Straße ein Banner gehängt. Mehrere AktivistInnen verharren auf den Bäumen. Im Laufe des Tages kommen immer mehr BlockiererInnen und richten sich ein. In den SprecherInnen Räten beraten die BezugsgruppenvertreterInnen basisdemokratisch das weitere Vorgehen. Der Castor wird für den Montagmorgen erwartete. Immer neue Meldungen über die Verzögerung des Castortransportes durch Protestaktionen lassen die Straßenblockierer in Jubel ausbrechen.

Montag, 10. November
Um 6 Uhr in der Früh werden wir in unseren kuscheligwarmen Schlafsäcken geweckt. Keiner weiß genau, wann die Polizei anfängt zu räumen. Und wir wollen gut vorbereitet sein, wenn es soweit ist. Betonpyramiden, Traktoren und weitere Sitzblockaden auf der Strecke verzögern die Abfahrt der Castortransporter auf der Straße aber immer weiter. Je länger der Castor aufgehalten wird, desto stärker unterstreichen wir unseren Protest für eine Atomkraftfreie Gesellschaft. Deshalb ist auch 48 Stunden nach Anfang der Sitzblockade die Stimmung unter den AktivistInnen super. Montagnachmittag beginnt dann die Räumung. Drei AktivistInnen ketten sich unter einen Traktor. Zwei weitere klettern die Laternen hoch und hängen direkt vor der Einfahrt ein Banner über die Straße. Um 18 Uhr ist die Blockade beendet. Die Polizei muss über tausend Menschen wegtragen. Doch der Castor wird noch mehrere Stunden brauchen, bis er losfahren kann.

Solange es Atomkraftwerke gibt, solange wird es auch Widerstand geben. Das hat der Erfolg der Castorproteste gezeigt. Es gibt eine neue junge Anti-AKW Bewegung. Und wer Lobbyarbeit für eine Renaissance der Atomkraft macht, der wird unseren Zorn spüren.

Der Artikel wurde geschrieben von Kathrin Henneberger, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND und Castor- Blockiererin.



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