19. Juli 2021

IGELPOST am 19.07.2021



Diese Woche:

Flutkatastrophe in Westdeutschland//Auf geht‘s, ab geht‘s… Gegen die Erdgasindustrie!//Rassismus – Die hässliche Seite des Fußballs

Flutkatastrophe in Westdeutschland 😔🌊🚨

Leider müssen wir diese Woche mit den tragischen Unwettern beginnen, welche in den letzten Tagen über 150 Todesopfer forderten. Besonders betroffen sind viele Regionen in Nordrhein Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch Baden-Württemberg, die Schweiz, Belgien und die Niederlande kämpfen noch immer gegen die Auswirkungen der Starkregenereignisse an.
Die Folgen sind katastrophal: Es kam zum Einsturz von Gebäuden, Ausfällen des Strom- und Mobilfunknetzes, ganze Orte mussten evakuiert werden oder waren von der Außenwelt abgeschnitten. Noch immer werden zahlreiche Vermisste gesucht.
Für den Wiederaufbau der Katastrophengebieten werden nun dringende finanzielle Hilfen benötigt, zudem muss schnell psychologische Unterstützung für Opfer und Angehörige bereit gestellt werden.

Die Katastrophe zeigt deutlich, dass Deutschland nicht ausreichend auf Extremwetterereignisse vorbereitet ist. Da diese als gravierende Folgen der Klimakrise in den nächsten Jahren immer häufiger auftreten werden, müssen dringend Klimaanpassungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Mehr Hochwasserschutz, mehr Renaturierung und ein Stopp von Flächenversiegelung sind nur einige davon. Außerdem sollte spätestens jetzt allen Parteien klar sein: Wir brauchen wirksame und sofortige Maßnahmen, um die Klimakrise aufzuhalten – die Wissenschaft hat schon lange bewiesen, dass jedes Zehntelgrad der Erderwärmung zählt. 🌡

Zum Weiterlesen…

📰 https://taz.de/Flutkatastrophe-in-Westdeutschland/!5782610/ 

🎧 https://www.zeit.de/politik/2021-07/hochwasserkatastrophe-unwetter-ueberschwemmung-nrw-rlp-nachrichtenpodcast 

 📰 https://taz.de/Lehren-aus-der-Flutkatastrophe/!5782611/ 

 

 

Auf geht‘s, ab geht‘s… Gegen die Erdgasindustrie!✊🌫🚧

Jedes Jahr veranstaltet das Klimagerechtigkeits-Bündnis Ende Gelände eine Großaktion gegen die fossile Energiewirtschaft. Dieses Mal richtet sich der ungehorsame Protest gegen die Gasindustrie und die dahinter liegenden kapitalistischen Logiken. Vom 29.07. bis 02.08. wird vom Camp in Brunsbüttel aus Gasinfrastruktur blockiert. Damit schließt sich das Bündnis dem Global Action Day an, an dem sich international, beispielsweise in Argentinien, den USA und Irland, dem fossilen Kapitalismus entgegengestellt wird. ✊

In Brunsbüttel soll in Zukunft ein Flüssiggasterminal entstehen, das als Importstelle für z.B. US-amerikanisches Gas fungieren soll. Auf Kosten von Mensch und Umwelt werden hier geostrategische Machtkämpfe ausgetragen.

Das Problem: Das politische Versprechen vom sauberen Gas als Brückentechnologie zu erneuerbaren Energien ist eine dreckige Lüge, denn auch Erdgas ist ein fossiler Energieträger. Im gesamten Produktions- und Transportprozess entstehen Treibhausgasemissionen in Form von CO2, aber vor allem entweichendes Methan, das eine weitaus höhere Klimawirkung hat als CO2. 🌫

Dass die lokale und bundesweite Politik die Gasinfrastruktur noch weiter ausbauen will, ist eine Absage an die 1,5-Grad-Grenze. Weitere Investitionen in fossile Energieträger lohnen sich schlichtweg nicht, weil sie weitere Emissionen unvermeidlich machen, Klimaneutralität bis 2035 jedoch erreicht sein muss. ‼️

Zum Weiterlesen…

📰 Zur Klimawirkung von Erdgas – Boell-Stiftung

💬 Aufruf zur Aktion in Brunsbüttel

🎧 Podcast mit Hintergründen zur Anti-Gas-Aktion

 

 

Rassismus – Die hässliche Seite des Fußballs ⚽️😡

Im Nachgang der Fußball-UEFA-Europameisterschaft zeigte sich eine Seite des Fußballs, die Funktionär*innen wenig gefällt und die tiefsitzende Struktur des Rassismus offenbarte. Das drängt die Frage auf: Wie steht es um Rassismus im Fußball?👍🏻👎🏾❓

Im finalen Elfmeterschießen verschossen drei Schwarze Spieler der englischen Elf, was den Sieg der “Squadra Azzurra” ermöglichte. Dies bot vielen britischen Fans die Möglichkeit ihrem Ressentiment freien Lauf zu lassen und eine unkoordinierte Online-Kampagne gegen die drei zu starten. Auf Twitter trendete der Hashtag #sayyestoracism und das N-Wort erlebte eine kurze öffentliche Hochkonjunktur. Die Gegenreaktion: Solidaritätserklärungen im Netz, vermeintlich klare Worte von Politik- und Fußball-Funktionär*innen, der Ruf nach härteren Strafen gegen die angeblich vereinzelten Rassist*innen und die typischen, einstudierten Aussagen, diese Fans gehörten nicht zur Masse, sie seien Einzelfälle und hätten nichts mit dem Fußball gemein.🇬🇧🗣

Dass rassistische Ausfälle, die nicht nur von Fans ausgehen, keine Einzelfälle sind, sollte bekannt sein. Vor der umstrittenen FIFA-Weltmeisterschaft in Russland 2018 hatte die FIFA damit zu kämpfen, den dort offen zur Schau getragenen Rassismus zu kaschieren und die eigene antirassistische Haltung, die von vielen als bloße Lippenbekenntnisse kritisiert wurden, medienwirksam zu präsentieren. Selbiges lässt sich auch für diese EM sagen. Ebendiese vorgeblich antidiskriminierende Haltung, die doch nur zum profit-kapitalistischen Zweck verwertet wird, hielt auch Einzug in die Kritik der UEFA, die Münchner Allianz-Arena in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Dass auch das nur ein gut positionierter PR-Move gewesen wäre, fiel nur wenigen auf. Generell lässt sich beobachten, dass im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung generell oft nur Symbolpolitik betrieben wird, die als identitätsstiftendes Merkmal einer moralisch-guten Gemeinschaft gefeiert wird. 😇🤝🤦🏾

Dieses, im bundesrepublikanischen Fall, gut-deutsche Kollektiv wird aber durch Berichte von deutschem Rassismus erschüttert. Eine dieser Erschütterungen ist der Film “Schwarze Adler” (bisher nur auf Amazon Prime), der die Geschichten und Rassismuserfahrungen von Schwarzen Spieler*innen zeigt und erzählt.

Aber neben all der rassistischen Kontinuität im globalen Fußball und autoritären Sehnsüchten nach harten Einzelstrafen, gibt es auch immer wieder ernstgemeinte Versuche, den Rassismus aus den Stadien zu drängen. Diese werden immer wieder von Fanprojekten und Ultra-Szenen vorangetrieben. Ob es klare Statements gegen und Analysen von institutionellem Rassismus sind, wie von der Werder-Ultra-Gruppe “Caillera” zum polizeilich-rassistischen Übergriff gegen den Pariser Fan Théo, der Aufbau eines Geflüchteten-Teams in Babelsberg, oder transnationale Netzwerke wie “football against racism in europe” (fare).✊🏻✊🏾❗️

Sie alle tragen dazu bei, den Fußball fortschrittlich, diskriminierungsfrei und emanzipatorisch zu gestalten. Denn Fußball und Fankultur, so wie andere Sportarten, sind Teil der Gesellschaft und somit politisch. Dieses Potential muss erkannt und genutzt werden, um in die Breite anschlussfähig coole Anliegen zu streuen.

Zum Weiterlesen…

📰 Im Schatten der Wut – taz

💬 Zeichensetzungsschwäche – jungle.world

📰 Über “Schwarze Adler” – jungle.world

🌐 Homepage – fare network

📖Fair Play statt Hass – Amadeu Antonio Stiftung 

 



← zurück