3. März 2019

Statement zum Tag des Artenschutzes



Zwar wird oft vom Artensterben in den tropischen Regenwäldern gesprochen, doch auch bei uns in Deutschland lassen sich die Auswirkungen schon beobachten, ein Drittel aller Arten ist im Bestand gefährdet. Ein besonders aktuelles Beispiel ist das Insektensterben. In manchen Regionen wurde ein Rückgang der Masse von Insekten von bis zu 80% festgestellt. Damit ist auch ein Rückgang der Artenvielfalt verbunden. Die Ursachen dafür sind vielfältig, zum Beispiel die Industrialisierung der Landwirtschaft mit fehlenden Grünstreifen und hoher Nutzung von Pestiziden sowie der Verlust von Lebensräumen.

Die Artenvielfalt ist nicht nur wichtig für die Funktion eines Ökosystems, sondern auch wir Menschen profitieren von ihr auf ganz unterschiedliche Weise. Die Ökosysteme der Erde übernehmen wichtige Regelungsfunktionen für den Menschen, wie die natürliche Reinigung von Wasser und Luft. Bienen übernehmen für uns die Bestäubung von Pflanzen, die für uns überlebenswichtig ist, da wir sonst keinen Pflanzenbau betreiben könnten. Auch die Produktion von Ressourcen, die wir der Natur entnehmen, kann langfristig nur bestehen, wenn diese erhalten wird. Diese Funktionen, die die Natur quasi „kostenlos“ für uns übernimmt, werden Ökosystemdienstleistungen genannt. Je höher die Biodiversität, desto widerstandsfähiger sind Ökosysteme. Auch deshalb ist es wichtig, die Artenvielfalt und damit die Ökosystemdienstleistungen zu erhalten. Gerade in Zeiten des Klimawandels und sich damit relativ schnell ändernder Umweltbedingungen kommt diesem damit eine besondere Rolle zu. Zudem ist jede Art ein einmaliger Speicher von genetischen Informationen, welche uns als Grundlage für z.B. Medikamente dienen können.

Doch um Arten schützen zu können, muss man diese überhaupt erstmal kennen. Leider werden immer weniger Menschen in Deutschland in Artenkenntnis ausgebildet und so lässt sich auch schwieriger feststellen, ob es Veränderungen oder Rückgänge von bestimmten Arten gibt. Schau dich bei deinem nächsten Spaziergang doch mal um, was du für Arten identifizieren kannst. Für Pflanzen kannst du dir zum Beispiel Unterstützung von der App flora incognita holen: https://floraincognita.com/de/apps/flora-incognita/

Dieses Jahr dreht sich der Tag des Artenschutzes besonders um den Schutz der Arten im Meer. Meere bedecken über 70 Prozent der Erdoberfläche und ist Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, von denen wir viele noch gar nicht kennen. Doch sie sind durch vielfältige Faktoren bedroht, sei es der Klimawandel, Überfischung oder Plastik. Schätzungsweise befinden sich in den Mägen von 90 Prozent der Seevögel und 50 Prozent der Meeresschildkröten Plastikteile. In jedem Quadratkilometer Meer schwimmen heute bis zu 46.000 Teile Plastikmüll.

Das Plastik wird teilweise von den Meeresorganismen aufgenommen, seien es größere Teile, die von Meeressäugern verschluckt werden oder kleinere Partikel wie das Mikroplastik, das vom Plankton gar nicht mehr auseinander zu halten ist. Die Meeresorganismen können das Plastik nicht verdauen, es lagert sich im Magen an und sie verhungern teilweise mit vollem Magen. Im Speisefisch enthalten, gelangt das Plastik dann wieder bei uns Menschen auf dem Teller.

Wichtig ist die Vermeidung von Plastik. Das gesamte Plastik aus den Meeren zu holen, bzw. zu filtern ist schier unmöglich, da die Dimensionen einfach zu groß sind und der Aufwand zu immens. Außerdem würde man mit engmaschigen Netzen das Mikroplastik, aber auch das lebensnotwendige Plankton herausfiltern. Außerdem befindet sich ein Großteil des Plastikmülls am Meeresboden, den wir teilweise in der Tiefsee kaum erforscht haben bisher. Zudem haben sich auch manche Organismen an Plastikteile festgesetzt und man würde das Ökosystem stören, wenn man alle Plastikteile aus dem Meer entfernen würde.

Es reicht nicht „nur“ bei sich selbst anzufangen. Das Plastikproblem lässt sich nicht individuell lösen, indem wir alle versuchen nach dem Prinzip „zero waste“ zu leben, da dies nur ganz wenige Menschen weltweit praktizieren (die das Wissen und die Ressourcen dazu haben), die einen ganz kleinen Teil ausmachen. Es gilt an der Wurzel des Problems anzusetzen und die Plastikverpackungen zu vermeiden durch politische Regelungen. Die Bepreisung von Plastiktüten in deutschen Supermärkten hat einen extremen Rückgang des Plastikkonsums bewirkt. Jetzt müssen wir weiter kämpfen für weniger Palstikverpackungen von Lebensmitteln usw. Außerdem müssen wir das Problem auf größerer Ebene angehen. Dieses Jahr ist Europawahl und das Thema muss mit auf die Agenda, damit wir etwas bewirken können.

Darüber hinaus zeigt sich mit dem Meer besonders gut, dass sich Arten nicht an die Begrenzungen von geschützten Biotopen oder nationalstaatlichen Grenzen halten. Überstaatliche Regelungen wie die Konvention über Biodiversität von 1992 sind nicht bindend und verfügen über keinen Sanktionsmechanismus. Die GRÜNE JUGEND setzt sich für eine verbesserte internationale Zusammenarbeit beim Schutz von Arten sein, welche auf verbindlichen Regelungen basiert.

Wenn wir das Artensterben nicht innerhalb der nächsten Generation begrenzen, steht das Überleben unserer eigenen Art auf dem Spiel. Packen wir‘s an!



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