30. März 2015

Gegen die Stigmatisierung von Menschen mit Depression



Im Zuge der Untersuchungen und Berichte über den Absturz des Germanwings-Flugs am 25.03.2015 gelangten Informationen an die Öffentlichkeit, dass der Co-Pilot, der mutmaßlich den Absturz herbeigeführt hat, unter psychischen Problemen litt. Sofort wurde in der breiten medialen Berichterstattung auf eine mutmaßliche Depression geschlossen und diese als Grund für das Geschehene nahegelegt. Diese direkte und pauschale Verbindung ist erst einmal nicht grundsätzlich anzunehmen.

Die aktuelle Depressionsquote bewegt sich in Deutschland bei ca. 6 %. Depression hängt zwar mit einer leicht erhöhten Suizidrate zusammen, allerdings bedingen weder Depression noch andere psychische Erkrankungen eine erhöhte Gewaltbereitschaft oder Gefährlichkeit. Gerade in Bezug auf Depression ist Suizid, bzw. der Versuch, häufig eher ein Hilferuf.

Auslöser für Suizide sind meist akute Krisen oder Ereignisse, nicht Depressionen. In Deutschland suizidieren sich ca. 10.000 Menschen pro Jahr, ein Großteil ist auf psychische Krankheiten, darunter Depressionen, zurückzuführen. Der Anteil erweiterter Suizide daran ist extrem gering. Es ist unklar, ob Geschehnisse wie der aktuelle Fall überhaupt als erweiterter Suizid betrachtet werden können. Eine Darstellung von Depressiven als unberechenbare Massenmörder*innen ist schlicht falsch und bestärkt eine gefährliche Stigmatisierung von Depressionen oder psychisch Erkrankten im Allgemeinen. Es besteht die Gefahr, dass ein offener und konstruktiver Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen verhindert und eine angemessene und meist erfolgversprechende Behandlung erschwert wird. Es droht eine Ächtung von an Depression erkrankten Menschen.

Die GJN fordert einen differenzierten und würdevollen Umgang mit dem Thema Depression, auch und gerade in der medialen Berichterstattung.



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