28. Oktober 2014

Let’s divest!



Let’s divest! (Englisch: to divest – ablegen, abstoßen); Divestment bedeutet Desinvestition. Vor kurzer Zeit veröffentlichte der Weltklimarat seinen letzten Sachstandbericht. Essenz war: Wir rasen auf eine Klimakatastrophe zu. Seit Beginn der industriellen Revolution emittieren wir CO2 und andere Treibhausgase in die Atmosphäre. Die Folgen bekommen wir schon zu spüren – vor allem an Negativrekorden, die immer offensichtlicher werden. Die Eisfläche der Arktis hat sich zum Beispiel um die Hälfte reduziert. Wir haben Eines der wichtigsten Ökosysteme, die Arktis, der Erde angegriffen und quasi weggeschmolzen. Doch das ist nicht das Einzige:

  • Die letzten drei Jahrzehnte – jedes für sich war wärmer als jedes vorangegangene Jahrzehnt.
  • Die Permafrostböden in Sibirien – tauen und setzen Methan frei, das die Klimakrise nochmals verstärkt.
  • Inseln gehen unter – Menschen die aufgrund dessen fliehen müssen, werden mehr.
  • Die Ozeane – um 30 % saurer geworden.
  • Das westantarktische Eisschild- instabil.
  • Gletscher – schmelzen schneller als je zuvor.

Das alles ist nur ein kleiner Ausschnitt der momentanen merkbaren Folgen des Klimawandels. Studien, unter anderem von der Carbon Tracker Initiative, haben ergeben, dass wir nur noch ca. 500 Gt an CO2e haben, die wir ausstoßen könnten. Wenn es mehr werden, steigt die Wahrscheinlichkeit rasant das einzige international verbindliche politische Ziel, den Klimawandel unter 2 °C zu halten, nicht mehr erreichen zu können. Wenn wir uns die Reserven der größten Unternehmen, die mit fossilen Energieträgern Geschäfte machen, anschauen, wirkt das Ganze sehr fragwürdig: Sie haben in den bis jetzt entdeckten Reserven so viel Öl, Kohle und Gas, dass wir 5 Mal so viel ausstoßen können, wie wir sollten. Klimakonferenzen und nationale Politik sollten eigentlich alles dafür tun diese selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Doch nach dem Zusammenbruch in Kopenhagen, dem leichten Vertrauensbau in Cancun, der Uneinigkeit von Durban, der Blockade von Doha und der Übernahme Warschaus durch die fossilen Klimakiller_innen sind sich viele Umweltorganisationen einig: So wichtig die Klimakonferenzen auch sind, 2015 in Paris wird nicht erreicht werden, was notwendig ist. Eine Einigung in Warschau gab es eigentlich nur unter den zuvor zutiefst zerstrittenen Nicht-Regierungs-Organisationen. Auf Klimakonferenzen ist es zu spät für starken Lobbyismus und Einflussnahme auf die Politik. Die Basis von Protest und Lobbyarbeit muss stärker in den jeweiligen Ländern aufgebaut werden. Doch auf nationaler Ebene scheinen die bewährten Strategien nicht schnell genug zu wirken, die fossile Industrie hat massivere Ressourcen als die Zivilgesellschaft. Wohin das führt sehen wir bei der neuesten Novelle des EEG oder der Prioritätensetzung von Angela Merkel. Anstatt auf den Klimagipfel zu fahren, nimmt Angela Merkel lieber am Tag der Industrie, der von Exxon, einer der größten Ölfirmen, gesponsert wird teil. Das alles zeigt: Die Klimakrise taucht kaum noch in den Prioritätenlisten auf, obwohl die Probleme drängender werden.

Was bleibt uns also?

Zum einen brauchen wir System- statt Klimawandel. Zum anderen ist es an der Zeit es direkt mit denen aufzunehmen, die den Großteil der Treibhausgasemissionen verursachen. Laut einer Studie des „Climate Accountability Institute“ sind 90 Unternehmen für gut zwei Drittel der globalen Emissionen verantwortlich. Dazu zählen weltbekannte Ölkonzerne wie Exxon Mobil, Chevron, BP und Total. Auch deutsche Unternehmen sind darunter, etwa RWE mit einem Anteil von 0,5 Prozent der Gesamtemissionen sowie die RAG mit 0,08 Prozent. Diese Unternehmen haben so massive Ressourcen, dass es schwer ist als Zivilgesellschaft dagegen anzugehen. Wir müssen sie also da treffen, wo es für sie am empfindlichsten ist: Ihren Finanzen. Momentan wächst eine Bewegung heran, die genau das versucht: Institutionen wie Städte, Universitäten, Firmen oder Banken sollen dazu gebracht werden ihre Anteile bei fossilen Unternehmen zu verkaufen, ob sie direkt sind oder in Pensionfonds liegen. Das Ganze nennt sich Divestment. Es ist nicht nur aus ethischer Sicht geboten, sondern auch ökonomisch sinnvoll: Wenn mindestens 80 % der fossilen Reserven im Boden bleiben müssen, muss ein großer Teil der Reserven im Fall der notwendigen politischen Veränderung abgeschrieben werden. Es wird daher weithin – etwa bei der internationalen Energieagentur, Ratingagenturen und Banken – davon ausgegangen, dass die Öl-, Gas- und Kohlekonzerne an der Börse massiv überbewertet sind. Die britische Bank HSBC geht etwa davon aus, dass 40 bis 60 % des Börsenkapitals von Öl- und Gaskonzerne auch davon betroffen ist. Dies hat die fossile Industrie bisher aber noch nicht erkannt und investiert sogar noch Milliardenbeträge um weitere Reserven zu erschließen, obwohl klar ist, dass diese nicht gefördert werden dürfen. Es erscheint geradezu paradox, wenn Versicherungen, Pensionsfonds und öffentliche Institutionen durch die Investition in fossile Energien die Zerstörung der Lebensgrundlagen ihrer Kunden in Kauf nehmen, obwohl schon lange bekannt ist, dass die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels um ein Vielfaches höher wären als die Kosten, die zur Bekämpfung notwendig sind. Es braucht also viel Druck von der Straße und viel Überzeugungsarbeit um die weltweite Divestment-Bewegung zum Erfolg zu führen im Kampf gegen die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen der Öl-, Gas- und Kohlekonzerne.

Die Ziele der Divestment-Bewegung:

1. Jegliche neue Investitionen von staatlicher Seite, Unternehmen, Körperschaften öffentlichen Rechts etc. in fossile Brennstoffunternehmen sollen eingefroren werden. 2. Anteile von staatlicher Seite, Unternehmen, Körperschaften öffentlichen Rechts, etc. an direkten und indirekten Investments in der fossilen Industrie sollen innerhalb der nächsten 5 Jahre abgezogen, das heißt desinvestiert, werden. Dazu gehören Aktien, Mischfonds, Unternehmensanleihen und sonstiges Kapital das fossile Brennstoffe beinhaltet. Weitere Ziele sind, dass oben genannte Institutionen

  1. prüfen und offenlegen, wo und nach welchen Kriterien das Anlagemanagement erfolgt.
  2. einen transparenten Leitfaden aus Ausschluss- und Positivkriterien für ihr Anlagemanagement entwickeln und Investitionen in erneuerbare Energien oder Energieeffizienz gezielt fördern.
  3. Sponsor- und Finanzierungsverträge mit der fossilen Brennstoffindustrie beenden.
  4. ihre finanziellen Tagesgeschäfte bei einer Bank abwickeln, die keinerlei Investitionen im Bereich der fossilen Brennstoffe betreibt.
  5. ihre Rentenfondsmanager_in kontaktieren und den Abzug der Vermögen aus Fonds, die fossile Brennstoffe beinhalten, einleiten.

Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen unterstützt diese Kampagne, die Bewegung und ihre Ziele. Außerdem befürworten wir, dass Divestment in Universitäten, Städte und Gemeinden, Banken, Kirchen und viele andere Organisationen hineingetragen wird.

Wir appellieren außerdem an alle Mitglieder und Mandats*trägerinnen sich aktiv für Divestment einzusetzen.



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